Osteopathie und Probleme beim Stillen

14.11.23
Osteopathie kann bei Stillproblemen unterstützen.
Die Osteopathie kann Eltern und ihr Baby bei Stillproblemen unterstützen. Foto: Konstantin Aksenov – stock.adobe.com

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sagte schon Hermann Hesse. Selten trifft dieser Satz besser zu als bei der Geburt eines Kindes. Die Zeit direkt nach der Entbindung ist für Eltern und Kind eine ganz besondere Phase. Viele neue Eindrücke warten auf den neuen Erdbewohner – es gibt einiges zu erleben! Mama und Papa stehen dabei natürlich tatkräftig zur Seite und unterstützen so gut es geht. Dass es dabei die ein oder andere Hürde zu überwinden gibt, ist ganz normal. Man muss erst lernen, mit dem neuen Alltag zurecht zu kommen und sich als Familie aneinander gewöhnen. Manchmal dauert es auch eine Weile bis alles richtig funktioniert. Zum Beispiel beim Stillen: Da wird gezappelt und gequengelt, das Kind windet sich und möchte nicht richtig saugen. Eltern stehen dann haarraufend vor ihrem Nachwuchs und wundern sich, wo das Problem liegen könnte. Die Osteopathie kann helfen, Ursachen für die Probleme beim Stillen zu finden und zu behandeln.

Für eine gesunde Entwicklung ist die Nahrungsaufnahme des Babys von zentraler Bedeutung. Saug- und Schluckreflexe sind bei der Geburt bereits voll ausgebildet – ein Neugeborenes trinkt also im besten Fall, sobald es auf die Welt gekommen ist, an der Brust der Mutter. Umfragen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zufolge planen fast 90 Prozent der Mütter nach der Geburt zu stillen.

Ab wann kann ich mit meinem Baby nach der Geburt zum Osteopathen gehen?

Bereits mit einem wenige Stunden alten Säugling können Sie als Eltern einen Osteopathen aufsuchen. War bspw. die Geburt sehr anstrengend für Sie oder hatten Sie einen Kaiserschnitt, kann der Osteopath mit seinen speziell geschulten Händen Spannungen im neugeborenen Körper auf den Grund gehen.

Mit seiner speziellen Ausbildung in Kinderosteopathie – darauf sollten Sie bei der Wahl Ihres Osteopathen achten – tastet und „untersucht“ er Ihr Baby und kann es dabei unterstützen, die Spannungen zu mildern.

„Der erhöhte Tonus kann bspw. auftreten, wenn sich während der Geburt die Wehen abschwächen und sich damit der Geburtsvorgang verzögert“, erklärt BVO-Beirat Christoph Bellmann, der sich in seiner Osteopathie-Praxis auf Säuglinge, Babys und Kinder spezialisiert hat. Ein weiteres Beispiel wäre, wenn es sich bei der Geburt um einen Kaiserschnitt handelt. Hier reguliert sich der Tonus bzw. der Spannungszustand, nicht auf natürliche Weise, da das Kind nicht durch den Geburtskanal auf die Welt gekommen ist. „So kann es dann wiederum zu Spannungen kommen.“

Diese können auch Einfluss auf die Probleme beim Stillen haben.

Wie kann die Osteopathie bei Stillproblemen helfen?

Die Osteopathie kann dazu beitragen, Auslöser für Probleme beim Stillen ausfindig zu machen und zu behandeln. Da die Ursachen für Stillprobleme vielfältig sein können, erfragt der Osteopath zunächst, welche Schwierigkeiten beim Stillen auftreten und untersucht das Kind dann ganz genau.

„Ein Grund kann bspw. sein, dass die Nerven, die für den Schluck- und Saugvorgang zuständig sind, funktionell eingeschränkt sind“, erläutert Bellmann. Der Kinderosteopath mobilisiere dann mit speziellen Techniken die Nerven. „Hier stellt sich dann ein Erfolgserlebnis für den Säugling ein: Es trinkt besser und schläft nicht mehr beim Trinken ein.“

Osteopathen mit sanften Techniken
Mit sanften Techniken und gezielten Handgriffen versuchen Osteopathen Spannungen zu lösen. Foto: BVO

Ab wann sollte ich mit meinem Kind einen Osteopathen aufsuchen?

Je früher ein Problem aufgedeckt wird, desto schneller können durch die Behandlung Spannungen und Dysfunktionen gelöst und zu einem normalen Trinkverhalten zurückgekehrt werden. „Eine osteopathische Behandlung macht Sinn, wenn Funktionsstörungen, Asymmetrien oder übermäßiges, langanhaltendes Schreien zu beobachten sind“, erklärt Christoph Bellmann.

„Aber auch, wenn bspw. während der Schwangerschaft und/oder bei der Geburt Besonderheiten aufgetreten sind. Grundsätzlich habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass eine Mutter ein sehr gutes Gefühl für ihr Kind hat. Wenn Sie als Mama denken, Ihr Kind ist in seiner Funktion eingeschränkt oder Ihnen etwas auffällt, dann kann die Osteopathie unterstützen. Vertrauen Sie also Ihrem Gefühl.“

Was macht ein Osteopath bei einem Neugeborenen?

Zunächst wird ein Osteopath bzw. Kinderosteopath – wie auch bei einem erwachsenen Patienten – eine Anamnese aufnehmen. Das heißt, er sucht das Gespräch mit den Eltern, fragt z.B.:

  • wie die Schwangerschaft verlaufen ist,
  • wie die Geburt verlaufen ist (Kaiserschnitt, gab es Komplikationen…),
  • ob das Kind gestillt wird bzw. wie die Stillgewohnheiten aussehen,
  • welche Schlafgewohnheiten der Säugling hat,
  • was Sie über den Stuhlgang (wie oft, wie häufig…) sagen können,
  • ob Ihnen sonst noch etwas aufgefallen ist.

Im Anschluss untersucht der Osteopath mit seinen geschulten Händen das Baby. „Je nach Befund schlagen wir dann eine adäquate Behandlung vor“, erläutert Christoph Bellmann weiter. „Dabei werden wir versuchen, das System des Babys ins Gleichgewicht zu bringen.“

Dabei müssen Eltern nicht erst auf die Geburt ihres Nachwuchses warten. „Manche machen gleich im Vorfeld einen Termin bei mir aus, damit ich nach der Geburt das Neugeborene funktionell untersuchen kann“, sagt Bellmann.

Welche Probleme können außerdem beim Stillen auftreten?

Der Körper der Mutter stellt sich bereits kurz nach der Geburt darauf ein, Muttermilch für das Baby zu produzieren. Die Hormone Progesteron und Prolaktin arbeiten zusammen, um die Milchdrüsen etwa 24 Stunden nach der Geburt zu aktivieren.

Letztendlich entscheidet aber das Kind selbst mit dem ersten Trinken, wann die Milchzufuhr tatsächlich beginnt. Die ersten Versuche geschehen instinktiv. Aber dennoch können an dieser Stelle Probleme auftreten. So kann es vorkommen, dass das Baby:

  • nicht genug saugt,
  • sich beim Trinken verschluckt,
  • viel Luft schluckt,
  • den Kopf nicht zur Brust dreht,
  • nur auf einer Seite trinkt,
  • beim Trinken einschläft bzw. sich in den Schlaf nuckelt oder
  • die Lippen nicht richtig um den Brustwarzenhof legt.
Manchmal benötigen Säuglinge osteopathische Unterstützung
Manchmal benötigen Säuglinge osteopathische Unterstützung, damit sie ohne Probleme gestillt werden können. Foto: Анастасия Стягайло – stock.adobe.com

Wieso treten Stillprobleme auf?

Die Geburt ist für Mutter und Kind ein anstrengendes Unterfangen und hat für beide Seiten körperliche Auswirkungen. Beim Geburtsvorgang wirken starke Kräfte auf das Baby ein. Dieser Geburtsstress kann Verspannungen und Blockaden auslösen, die sich auf die restliche Muskulatur und somit andere Körperbereiche auswirken.

Spannungen innerhalb des Schädels können etwa die Beweglichkeit des Kiefergelenks oder den Mundboden beeinflussen und so das Saugen erschweren. Aber auch Problemstellen im Bereich der Hirnnerven, die in ihrer Funktion essenziell für gutes Stillen sind, können einen Einfluss haben.

Zusätzlich können auch Problematiken wie Infektionen oder Unsicherheiten beim Stillvorgang Auslöser sein. Bei Unsicherheiten können Sie sich als Eltern beraten lassen.

Auf was Sie beim Finden des richtigen Osteopathen achten sollten

Wenn Sie mit Ihrem Säugling bzw. Kind einen Osteopathen aufsuchen möchten, dann empfehlen wir Ihnen darauf zu achten, dass der Therapeut eine zusätzliche Ausbildung in Kinderosteopathie abgeschlossen hat. Auf unserer Therapeutenliste erkennen Sie diese Osteopathen an dem Kinderwagen-Symbol.

„Der Körper von Babys und Kindern unterscheidet sich in seinem Aufbau und seiner Entwicklung von dem Erwachsener“, erklärt BVO-Beirat Christoph. Die Therapeuten sind also speziell ausgebildet. „Wir achten hier auch darauf, die natürliche Entwicklung zu unterstützen und den Körper in eine körpereigene Balance zu bringen.“

Wenn auch Sie Unterstützung für Ihr Kind suchen, kann eine osteopathische Behandlung die richtige Lösung sein. Unsere Osteopathen-Suche hilft Ihnen, die richtige Osteopathin bzw. den richtigen Osteopathen in Ihrer Nähe zu finden. Achten Sie auf das Kinderwagen-Symbol!

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Quellen:

https://www.dw.com/de/10-fakten-zum-stillen/a-17826897

https://www.birgit-beichter.de/lexikon/osteopathie-babys-trinkstoerung

https://www.osteopathie-garbsen.de/osteopathie-fuer-ihren-saeugling

https://www.stefanrieth.com/probleme-beim-stillen-wie-osteopathie-dagegen-unterstuetzen-kann/

https://www.osteopathie-feelinghands.com/osteopathie-bei-babys/

https://www.osteopathie-am-harras.de/stillprobleme-manchmal-liegen-die-ursachen-beim-baby/

https://www.osteopathie-jost.com/neuigkeiten/2020/9/25/probleme-beim-stillen-ein-verkrztes-zungenbndchen-kann-die-ursache-sein



Interessantes über den/die Autoren


Anja Reinhardt

Seit 2016 führt Anja Reinhardt eine eigene PR- und Contentagentur im Hotel-, Tourismus- und Gesundheitsbereich. Schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Public Relations hat sie erste Erfahrungen im PR-Bereich gesammelt. Danach war sie u.a. bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH und als stv. Geschäftsführerin des Oberbayern München Tourismus e.V. tätig. Online-Texte, PR-Konzepte und Social Media sind ihr täglich Brot – inkl. einem besonderen „G’spür für Geschichten“.

Für den BVO-Blog „Osteopathie Magazin“ schreibt Anja Reinhardt schon seit 2018.

 

Kontakt:
presse@bv-osteopathie.de

Christoph Bellmann, Beirat des BVOs

Christoph Bellmann

Kurz nach seinem Abschluss zum Physiotherapeuten machte sich Christoph Bellmann 2003 selbstständig. Zunächst in eigener Praxis in Iphofen, später kam eine weitere in Markt Bibart hinzu. Er schloss sowohl eine Osteopathie-Ausbildung am Institut für angewandte Osteopathie (IFAO) ab sowie ein Bachelor-Studium an der Steinbeis-Hochschule Berlin im Bereich Komplementärmedizin und Management mit der Vertiefungsrichtung Manuelle Medizin und Osteopathie (B.Sc.). Darüber hinaus erwarb er an der St. Elisabethen Universität Bratislava den D.O. Die Kinderosteopathie-Ausbildung und den Tiefencranio-Master ließ er sich universitär zertifizieren.

In seiner Praxis hat Christoph Bellmann sich schwerpunktmäßig auf Kinder und die Tiefencranio spezialisiert. Neben seiner Dozententätigkeit für die Freie Akademie für Osteopathie (FAFO) ist Bellmann Therapeut für Kinderosteopathie im Osteopathischen Kinder-Zentrum Filumi sowie als Prüfer für den Bundesverband Osteopathie e.V. – BVO im Einsatz. Den BVO unterstützt er darüber hinaus seit 2013 als Beirat.

Osteopath zu sein erfüllt ihn, daher möchte er mit seinem Engagement im Verband dazu beitragen, dass das Berufsbild Osteopath im Sinne der Osteopathen geregelt wird.

Kontakt:

christoph.bellmann@bv-osteopathie.de

www.bellmann-osteopathie.de