Mit Osteopathie chronische Blasenentzündungen behandeln

06.08.21

Wenn es beim Wasserlassen zieht und brennt, sich bereits wenige Minuten später das irrtümliche Gefühl einer erneut vollen Blase einschleicht und der Unterleib schmerzt, hat man sich höchstwahrscheinlich eine Blasenentzündung (Zystitis) zugezogen. Gerade für Frauen ist die schmerzhafte Infektion oftmals kein Einzelfall, sondern tritt in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen immer wieder auf, bis sie als chronisch einzustufen ist. Eine wahre Odyssee für viele Betroffene, aus der die Osteopathie einen Ausweg bieten kann.

Frauen leiden viermal häufiger an einer Blasenentzündung als Männer. Wenn die Zystitis dann auch noch chronisch wird, ist die Lebensqualität sehr eingeschränkt. Einen Ausweg kann die Osteopathie bieten. Foto: Yuttana Jaowattana / Shutterstock

In 70 % der Fälle ist das Bakterium Escherichia coli (E. coli), das normalerweise den Dickdarm besiedelt, der Auslöser für eine Blasenentzündung. Wird bspw. nach dem Stuhlgang fälschlicherweise von hinten nach vorne gesäubert, können die Bakterien vom After in die Harnröhre und von dort in die Blase gelangen. In selten Fällen können auch Viren oder Parasiten die Blase reizen. Ebenso kann die Einnahme bestimmter Medikamente oder eine Bestrahlung eine Blasenentzündung auslösen. Auch Spannungen im Körper, bspw. im Kiefergelenk, können ursächlich sein: So kann dadurch eine Beckenfehlstellung und ein damit zusammenhängender erhöhter Druck im kleinen Becken entstehen, der die Blase dauerhaft „stresst“.   

Mit seinen manuellen Methoden kann der Osteopath bzw. die Osteopathin Verspannungen im Beckenbereich lösen und so die Mobilität der Blase wieder herstellen. Foto: BVO

Warum sind Frauen häufiger von Harnwegsinfekten betroffen?

Frauen sind rund viermal häufiger von Blasenentzündungen betroffen als Männer, unabhängig vom Alter. Im Schnitt erlebt jede zweite Frau in ihrem Leben mindestens eine Infektion. Etwa 3 von 100 Frauen haben mehr als dreimal pro Jahr damit zu kämpfen. Die Ursache für die stärkere Anfälligkeit der Frau liegt in der weiblichen Anatomie begründet: Zum einen ist die Harnröhre mit einer Länge von ca. 4 cm bis zu sechsmal kürzer als bei Männern. Zum anderen liegen Harnröhren- und Darmausgang näher beieinander.

Welche Risikofaktoren für eine Blasenentzündung gibt es?

Mehrere Faktoren können eine Infektion der Harnwege begünstigen:

  • Geschlechtsverkehr: Bei Frauen geht einer Blasenentzündung oftmals Geschlechtsverkehr voran, denn die mechanische Reizung der Harnröhre und der Vagina während des Sexualverkehrs begünstigt die Verteilung von Erregern im Intimbereich, wodurch Darmbakterien leicht von der Anal- in die Scheidenregion und von dort über die Harnröhre in die Blase gelangen können.
  • Schwangerschaft: Auch eine Schwangerschaft stellt einen Risikofaktor dar, denn diese führt zu einer Veränderung des Hormonhaushalts und zu einer Ausweitung der Harnwege, wodurch Keime leichter in die Harnröhre eindringen können.
  • Abwehrschwäche: Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes) schwächen das Immunsystem, was den Körper anfälliger für Infektionen macht. Auch Kälte kann zu Blasenentzündungen führen, da sie die Durchblutung im Beckenbereich drosselt und damit eine lokale Abwehrschwäche verursacht.
  • Harnstau: Staut sich Harn am Boden der Blase, stellt das einen optimalen Nährboden für Bakterien dar. In der Folge können wiederkehrende Infektionen auftreten. Eine solche Urin-Anstauung kann viele verschiedene Ursachen haben; bspw. eine Harnröhrenverengung, Harnsteine oder eine Querschnittslähmung.

Nicht selten entsteht aus einer einfachen Blasenentzündung eine chronische Zystitis, die bei den Betroffenen zu einer psychischen Belastung führt. Sie sind durch die Schmerzen und den ständigen Harndrang in ihrem Alltag eingeschränkt und in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt.

Wie kann Osteopathie bei Blasenentzündungen helfen?

Heilt eine Blasenentzündung nicht aus oder kehrt immer wieder, verschreiben Ärzte im Normalfall ein Antibiotikum. Die Osteopathie hingegen bietet eine alternative Behandlungsmöglichkeit, die ohne Pharmazeutika auskommt und den Leidensweg auf sanfte Art und Weise beenden kann. Daher ist es spätestens bei einer chronischen Blasenentzündung empfehlenswert, einen Osteopathen aufzusuchen.

Ein Osteopath ist in der Lage, mit seinen Händen Spannungs-, Funktions- und Beweglichkeitsstörungen der Organe im Bauchraum aufzuspüren und zu behandeln. Es ist wichtig, den kompletten Bauchraum zu betrachten, denn aus ihm kann Druck auf die Blase ausgeübt werden. Auch die restlichen Körperpartien sollten im Rahmen der Suche nach dem Auslöser abgetastet werden.

Durch die ganzheitliche Behandlung kann der Osteopath an der Mobilität der Blase und ihren Aufhängungen im Beckenbereich arbeiten und ihr dabei helfen, sich selbst zu heilen und zu schützen. Denn wiederkehrende Entzündungen führen zu einer Spastik der Blase. Das bedeutet, dass sie eine erhöhte Spannung und dadurch eine reduzierte Zirkulation aufweist. In der Folge führt das zu einer geringeren Abwehrkraft des Organs und begünstig eine erneute Entzündung.

„Zu chronischen Blasenentzündungen können Verspannungen quasi rund ums Becken führen, v.a. im kleinen Becken, in dem Blase, Gebärmutter und Anus hintereinander liegen“, erläutert Godehard Stoll, Physiotherapeut und Sektoraler Heilpraktiker mit 20 Jahren Erfahrung in der Osteopathie. „Hier können tiefe lumbale Skoliosen ursächlich sein, aber auch Operationen aller Art, die Narben hinterlassen und damit eine erhöhte Spannung aufbauen.“ Jedoch können auch Hüft- und Fußfehlstellungen zu solchen Verspannungen führen: „Dadurch verändert sich die Statik dauerhaft und die Beckenbodenmuskulatur blockiert.“

Übungen, um bspw. den Beckenboden zu kräftigen, können auch dabei helfen, eine (chronische) Blasenentzündung zu mildern. Foto: Mangostar / Shutterstock

Beweglichkeit und die Verbesserung der Zirkulation sind demnach das Ziel der osteopathischen Behandlung, um den Teufelskreis chronischer Blasenentzündungen zu unterbrechen.

Grafik: Gaide Zoui / Shutterstock

„Durch die oben genannten Faktoren kommt es meistens zu einer Mobilitätsstörung der Blase und sie kann ihre Funktion nicht mehr optimal erfüllen. Aber auch die Blase selbst kann bspw. durch einen Tumor oder einer Veränderung der Schleimhaut der Auslöser sein“, so Stoll. „Sehr selten zwar, aber denkbar ist u.U. auch, dass die Beschwerden von der Niere kommen, die zu wenig Urin aus dem Blut filtert und die Blase dadurch zu wenig gefordert ist.“ Daher ist eine ärztliche Abklärung in jedem Fall ratsam.

Was kann ich selbst tun?

Um wiederkehrenden Blasenentzündungen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:

  • ausreichend viel zu trinken. Etwa 1,5 bis 2 Liter pro Tag helfen, Bakterien aus der Blase zu spülen.
  • Regelmäßige Toilettengänge sind ebenfalls eine gute Präventionsmaßnahme, insbesondere in den ersten 15 Minuten nach dem Geschlechtsverkehr.
  • Vermeiden Sie kalte Füße und
  • wechseln Sie nach dem Schwimmen die feuchte Badekleidung.

Kommt es trotz aller vorbeugenden Maßnahmen dennoch zu einer Blasenentzündung, hilft v.a. Trinken: 2 bis 3 Liter pro Tag sind eine geeignete Menge, um die Keime durch häufiges Wasserlassen auszuscheiden. Am besten geeignet sind spezielle Blasen- und Nierentees mit einer antibakteriellen Wirkung. Auch vom Arzt verschriebene Medikamente sollten Sie wie verordnet einnehmen.

Wärme ist ebenfalls ein gutes Mittel, um gegen die Infektion anzukämpfen, denn sie entspannt die Blasenmuskulatur und lindert Schmerzen. Eine Wärmflasche, warme Sitzbäder oder feuchtwarme Umschläge im Blasenbereich sind hierfür gut geeignet. Falls Sie von chronischen Blasenentzündungen betroffen sind oder bei einer akuten Infektion eine osteopathische Behandlung wünschen, finden Sie über das Suchfeld auf unserer Website eine Auswahl an qualifizierten Osteopathen in Ihrer Nähe.


Interessantes über den/die Autoren


Anja Reinhardt

Seit 2016 führt Anja Reinhardt eine eigene PR- und Contentagentur im Hotel-, Tourismus- und Gesundheitsbereich. Schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Public Relations hat sie erste Erfahrungen im PR-Bereich gesammelt. Danach war sie u.a. bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH und als stv. Geschäftsführerin des Oberbayern München Tourismus e.V. tätig. Online-Texte, PR-Konzepte und Social Media sind ihr täglich Brot – inkl. einem besonderen „G’spür für Geschichten“.

Für den BVO-Blog „Osteopathie Magazin“ schreibt Anja Reinhardt schon seit 2018.

 

Kontakt:
presse@bv-osteopathie.de

Godehard Stoll, Vorstand des BVOs

Godehard Stoll

Der Physiotherapeut Godehard Stoll ist seit 1994 in eigener Praxis in Regenstauf tätig. Der Schwerpunkt seiner Praxis liegt auf der Neuro-Orthopädie. Seit 2004 ergänzt die Osteopathie sein Behandlungsspektrum.

In den knapp 30 Jahren seiner Selbstständigkeit hat er sich kontinuierlich fortgebildet, u.a. in Manueller Therapie, Neurophysiologie, Kinderosteopathie und zum Sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie.

Godehard Stoll ist Physiotherapeut und Osteopath mit Leib und Seele. In seiner Praxis ist er v.a. für die Nachbehandlung konservativer und postoperativer orthopädischer und neurologischer Patienten tätig. Sowohl Kinder als auch Erwachsene zählen dazu.

Er hält Vorträge über Osteopathie für Patienten und ist Prüfungsbeisitzer bei klinischen Osteopathie-Prüfungen.

Seit 2018 ist er Vorstand im Bundesverband Osteopathie e.V. – BVO.

 

Kontakt:
godehard.stoll@bv-osteopathie.de
www.krankengymnastik-stoll.de
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