Was ist Osteopathie?

08.05.23
Warum Osteopathie hält, was sie verspricht.
Entgegen der Meinung vieler Kritiker, hält die Osteopathie, was sie verspricht: Sie gilt als sichere medizinische Methode und erfreut sich einer fast 100%igen Weiterempfehlung seitens der Patienten. Foto: Syda Productions – stock.adobe.com

Die Osteopathie ist weltweit auf Erfolgskurs – immer mehr Menschen lassen sich osteopathisch behandeln und empfehlen den Osteopathen ihres Vertrauens weiter. Auch wenn von Kritikern behauptet wird, dass die Osteopathie keine ernst zu nehmende Methode sei, so zeigt ein genauer Blick: dem ist mitnichten so. Zahlreiche (internationale) Studien bescheinigen der Osteopathie nicht nur eine gewisse Wirksamkeit, sondern stufen sie auch als ein sicheres Verfahren ein.

„Gesundheit handgemacht“
Die Osteopathie ist „Gesundheit handgemacht“, denn Osteopathen arbeiten nur mit ihren Händen. Foto: BVO

Eine einheitliche, geregelte Ausbildung zum Osteopathen in Deutschland gibt es nicht. Daher erarbeitete der BVO gemeinsam mit weiteren Verbänden unter dem Dach der BAO  bereits vor über 15 Jahren ein Curriculum, das seither bei den großen Verbänden, wie dem BVO, Anwendung findet.

So sieht das Berufsbild des Osteopathen u.a. vor, dass

  • ein medizinischer Grundberuf wie Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeut vorliegt.
  • intensive theoretische und praktische Kenntnisse der Embryologie, Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie und Pathologie vorhanden sind.
  • Eine umfassende wissenschaftsbasierte osteopathische Ausbildung in Theorie und Praxis abgeschlossen ist.
  • Grundkenntnisse zu angrenzenden Heilberufen und Behandlungsansätzen gegeben sind.

Osteopathie-Verbände wie der BVO stellen so sicher, dass die Osteopathen über eine solche Ausbildung verfügen und tragen so zu einer hohen Patientensicherheit bei.

Was ist Osteopathie?

Osteopathen arbeiten fast ausschließlich mit ihren Händen und setzen dabei manuelle Techniken ein. Sie ist jedoch nicht in der Physiotherapie anzusiedeln – wie auch bereits die Gesundheitsministerkonferenz 2019 wiederholt bestätigte.

Damit eine gesetzliche Regelung erfolgen kann, sind viele Gespräche und Meilensteine nötig, an denen der BVO unermüdlich arbeitet. Fundament einer Diskussion über die Osteopathie bildet hier natürlich eine Definition der Osteopathie, die der BVO nun erarbeitet hat:

Der/die Osteopath*in betrachtet, patientenzentriert, die medizinische Diagnose und versteht die Beschwerden der Patient*innen als Spannungsänderungen in der Gesamtheit aller Arten von Geweben. Hierbei sucht der/die Osteopath*in biomechanische Einschränkungen in allen Arten von Gewebsstrukturen, die sich in Asymmetrie von Form und Funktion, in eingeschränkten Bewegungsausmaßen und in Änderungen von Gewebebeschaffenheit äußern.

Grund für diese Spannungsänderungen ist ein Wandel in der neurophysiologischen Organisation des Gewebes.

In einem osteopathischen manualmedizinischen Verfahren werden diese Spannungsänderungen kausal systemisch mit unterschiedlichsten Bewegungstechniken behandelt – auch präventiv.

Im Fokus der Osteopathie steht der Patient
Im Fokus der Osteopathie steht der Patient. Foto: BVO

Studien belegen: Osteopathie hilft

Osteopathie hilft – das wurde in mehreren Studien und Übersichtsarbeiten belegt [1–8], wie jüngst auch im Projektbericht der Austrian Institute for Health Technology Assessment GmbH (AIHTA) [9] bestätigt. Vor allem im Bereich des Bewegungsapparates liefert hier die Osteopathie positive Ergebnisse. So konnten in vielen Untersuchungen die Schmerzen durch eine osteopathische Behandlung sehr gut gesenkt werden. Rund 6.000 Patienten kamen 2018 zu demselben Schluss. [10]

Eine Studie aus 2018 bewies zudem, dass Osteopathie kaum Nebenwirkungen hervorruft [11]: Bei knapp 2.000 Patienten kam es bei nur 45 Fällen zu Schmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Muskelkater und Übelkeit – zu ernsteren Symptomen aber nicht. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass Nebenwirkungen in der Osteopathie seltener vorkommen als bei anderen Verfahren der manuellen Medizin. Mehr noch: Eine aktuelle Übersichtsarbeit [8] mit rund 4.000 Probanden ergab, dass keine ernsten Nebenwirkungen aufgrund einer osteopathischen Behandlung festzustellen waren und somit die Osteopathie als sicher betrachtet werden kann. Nicht umsonst begeben sich rund ein Viertel der Patient*innen auf Empfehlung des Arztes in die Osteopathie-Praxis – die Osteopathie wird von fast jedem Patienten auch weiterempfohlen. [10]

Osteopathie als Teil der Integrativen Medizin

75 % der Deutschen befürworten eine Integrative Medizin, so eine Umfrage der DHU. Die Osteopathie gehört ebenso dazu wie die Naturheilkunde, die Chinesische Medizin oder die Homöopathie.

So setzt sich bspw. die Bürgerkampagne „weil’s hilft“ dafür ein, „ein professionelles Miteinander konventioneller und naturmedizinischer / komplementärer medizinischer Methoden auf Augenhöhe“ im deutschen Gesundheitssystem zu etablieren.

Dieser ganzheitliche und patientenorientierte Ansatz entspricht auch der Philosophie der Osteopathie. Um dieses Bild noch weiter zu stärken, ist es von großer Bedeutung, dass die Osteopathie-Ausbildung auf einem hohen Niveau – wie u.a. vom BVO gefordert – stattfinden kann.

Tipp: Sollten Sie noch kein Osteopath sein, aber eine Ausbildung machen wollen, finden Sie hier ein paar Informationen – auch wie bspw. ein Arbeitsalltag in der Osteopathie-Praxis aussieht. In unserem Blog-Beitrag „Osteopath werden!?“ haben wir Ihnen auch noch einmal die wichtigsten Infos und Tipps zusammengefasst.


Literatur:

[1] Franke H, Franke JD, Fryer G. Osteopathic manipulative treatment for nonspecific low back pain: a systematic review and meta-analysis. BMC Musculoskelet Disord. 2014 Aug 30;15:286. doi: 10.1186/1471-2474-15-286. PMID: 25175885; PMCID: PMC4159549.

[2] Licciardone, J.C., Brimhall, A.K. & King, L.N. Osteopathic manipulative treatment for low back pain: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. BMC Musculoskelet Disord 6, 43 (2005). https://doi.org/10.1186/1471-2474-6-43

[3] Dal Farra F, Risio RG, Vismara L, Bergna A. Effectiveness of osteopathic interventions in chronic non-specific low back pain: A systematic review and meta-analysis. Complement Ther Med. 2021 Jan;56:102616. doi: 10.1016/j.ctim.2020.102616. Epub 2020 Nov 13. PMID: 33197571.

[4] Attali V, Jacq O, Martin K, Arnulf I, Similowski T. Osteopathic Manipulation of the Sphenopalatine Ganglia Versus Sham Manipulation, in Obstructive Sleep Apnoea Syndrom: A Randomised Controlled Trial. Journal of Clinical Medicine. 2022; 11(1):99. https://doi.org/10.3390/jcm11010099

[5] Franke H, Franke JD, Belz S, Fryer G. Osteopathic manipulative treatment for low back and pelvic girdle pain during and after pregnancy: A systematic review and meta-analysis. J Bodyw Mov Ther. 2017 Oct;21(4):752-762. doi: 10.1016/j.jbmt.2017.05.014. Epub 2017 May 31. PMID: 29037623.

[6] Rehman Y, Ferguson H, Bozek A, Blair J, Allison A, Johnston R. Osteopathic Manual Treatment for Pain Severity, Functional Improvement, and Return to Work in Patients With Chronic Pain. J Am Osteopath Assoc. 2020 Dec 1;120(12):888-906. doi: 10.7556/jaoa.2020.128. PMID: 32946545.

[7] Racca, Vittorio & Bordoni, Bruno & Castiglioni, Paolo & Modica, Maddalena & Ferratini, Maurizio. (2017). Osteopathic Manipulative Treatment Improves Heart Surgery Outcomes: A Randomized Controlled Trial. The Annals of Thoracic Surgery. 104. 10.1016/j.athoracsur.2016.09.110.

[8] Bagagiolo D, Rosa D, Borrelli F. Efficacy and safety of osteopathic manipulative treatment: an overview of systematic reviews. BMJ Open. 2022 Apr 12;12(4):e053468. doi: 10.1136/bmjopen-2021-053468. PMID: 35414546; PMCID: PMC9021775.

[9] Gassner, L. und Hofer, V. (2022): Osteopathie: Wirksamkeit und Sicherheit bei Schmerzen des Bewegungs- und Stützapparates und Überblick über Ausbildungs- und Qualitätsanforderungen. HTA-Projektbericht 144.

[10] https://bv-osteopathie.de/wp-content/uploads/2018/12/BVO-Patienten-Umfrage-2018.pdf

[11] Degenhardt BF, Johnson JC, Brooks WJ, Norman L. Characterizing Adverse Events Reported Immediately After Osteopathic Manipulative Treatment. J Am Osteopath Assoc. 2018 Mar 1;118(3):141-149. doi: 10.7556/jaoa.2018.033. PMID: 29480914.



Interessantes über den/die Autoren


Jacqueline Damböck, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des BVOs

Jacqueline Damböck

Von Kindesbeinen an hat Jacqueline Damböck mit Gesundheitsthemen zu tun: Aufgewachsen in einer Massagepraxis und später Physiotherapie hat sie sich daneben schon immer für Medien und den Journalismus interessiert. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Verlag absolvierte sie daher das Ressortjournalismus-Studium mit Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach.

Im Anschluss sammelte Sie Erfahrungen als Fachredakteurin, freie Journalistin und Werbetexterin. Bevor sie zum BVO wechselte war sie Chefredakteurin der CO.med.

 

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