Osteopathie kann helfen Endometriose zu diagnostizieren

28.02.22
Starke Periodenschmerzen gehören nicht zwangsläufig zum Frausein. Dahinter kann auch Endometriose stecken. Etwa 6 bis 10 % der gebärfähigen weiblichen Bevölkerung soll Schätzungen zufolge darunter leiden. Foto: Pixel-Shot – stock.adobe.com

„Starke Periodenschmerzen gehören zum Frausein dazu.“ Dieser weitverbreitete Irrglaube ist einer von verschiedenen Gründen, warum so viele Frauen im Durchschnitt 5 bis 10 Jahren warten müssen, bis sie die Diagnose Endometriose erhalten. Erst dann wissen sie endlich, woher die starken Schmerzen kommen und was sie dagegen tun können. Endometriose ist eine der häufigsten Unterleibserkrankungen. Zugleich gibt es kaum Forschungen zu dieser Krankheit. Osteopathie kann ein wichtiger Beitrag beim Erkennen sowie bei der Behandlung der Krankheit sein. Expertinnen, wie BVO-Mitglied Susanne Dreyer und Eva Sturm, Yogalehrerin für Endometriose, teilen ihre Erfahrungen und erklären, warum die chronische Erkrankung so schwer zu diagnostizieren ist, wie es trotzdem gelingt und welche alternativen Heilmethoden bei Endometriose helfen können.

Bei Endometriose wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Diese entzündlichen Endometriose-Herde können zu Zysten und Verwachsungen führen sowie starke Schmerzen verursachen und auch die Fruchtbarkeit der Frau reduzieren. Obwohl Endometriose-Herde als gutartig kategorisiert werden, können sie metastasieren und im schlimmsten Fall sogar bleibende Schäden an Organen verursachen.

Die Betroffenen leiden meist jahrelang ohne eine klare Diagnose, da Schmerzen rund um den weiblichen Zyklus von Ärzten weitgehend als normal angesehen werden und es Zeit braucht, diese komplexe Krankheit zu diagnostizieren. Die Symptome können sehr unterschiedlich auftreten und im ganzen Körper Schmerzen verursachen, daher wird Endometriose oft als „Chamäleon der Gynäkologie“ bezeichnet. Das hat zur Folge, dass viele betroffenen Frauen mit ihren Schmerzen und auch den psychischen Auswirkungen allein gelassen werden.

Wenn Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst, bezeichnen Mediziner das als Endometriose. Das Gewebe ist dabei auch den Hormonwirkungen im Rahmen des weiblichen Zyklus unterworfen. Es kann Zysten und Verwachsungen wie auch starke Schmerzen verursachen. Experten beobachten auch eine familiäre Häufung. Grafik: Yatakviju – stock.adobe.com

Wie kann Endometriose diagnostiziert werden?

Frauen, die sich nicht sicher sind, ob sie an einer Endometriose erkrankt sind, haben verschiedene Möglichkeiten, wie sie sich Klarheit verschaffen können. Empfehlenswert ist in jedem Fall ein Gang zum Frauenarzt. Eine sichere Diagnose ist i.d.R. nur mit einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) möglich. Auch ein Besuch beim Osteopathen kann helfen, die Krankheit zu erkennen.

Die Entzündungsherde verursachen Verklebungen und Verhärtungen, die durch die osteopathische Untersuchung mit den Händen aufgespürt werden können. Zusammen mit einem ausführlichen Vorgespräch können die Hinweise, die für eine Endometriose sprechen, wie ein Puzzle zusammengefügt werden.

Die Heilpraktikerin und Physiotherapeutin Susanne Dreyer hat sich in ihrer Praxis für Osteopathie auf Gynäkologie spezialisiert und durch eine gezielte Anamnese ihrer Patientinnen bereits häufig den Verdacht auf Endometriose verdichten können. Teil des Anamnese-Gesprächs sind Fragen zu den Regelschmerzen, den damit einhergehenden Rückenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Stuhlgang usw. „Bei der Untersuchung des Körpers achte ich besonders auf fasziale Verklebungen im kleinen Becken. Leider endet Endometriose nicht im Becken, also mache ich mir ein Bild vom gesamten Fasziengewebe im Bauchraum und Thorax. Die fasziale Beweglichkeit der Blase, des Uterus, des Darmes, die Peritonealstrukturen (Strukturen im Bauchraum), den Beckenbodenbereich sowie auch die nervalen Strukturen taste ich ebenfalls genau nach Auffälligkeiten ab. Einen Speichelhormontest sowie einen Stuhlbefund lasse ich in manchen Fällen auch durchführen“, erklärt Dreyer. 100% Gewissheit verschafft jedoch nur eine Bauchspiegelung.

Endometriose-Symptome im Überblick

Häufig auftretende Beschwerden und Symptome bei Endometriose:

  • starke Menstruationsschmerzen
  • unregelmäßige Monatsblutungen
  • Schmerzen während und nach dem Geschlechtsverkehr
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Schmerzen beim Stuhlgang oder Urinieren
  • Blasenschmerzen, obwohl keine Blasenentzündung vorliegt
  • Schmerzen im Darmbereich und beim Stuhlgang
  • ungewollte Kinderlosigkeit
  • Bauch- und Rückenschmerzen, die auch in die Beine ausstrahlen können
  • Erschöpfung

Die körperlichen und psychischen Leiden führen bei den Frauen auch oft zu Erschöpfung und häufig auftretender Müdigkeit. Der Körper ist mit den Entzündungsherden im Unterleib beschäftigt und daher geschwächt. „Man fühlt sich ausgelaugt, schwach, energielos, hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren“, weiß Eva Sturm, die Yogalehrerin für Endometriose ist. Sie hat selbst Erfahrung mit dem Fatigue-Syndrom, einer Begleiterscheinung der Krankheit, gemacht und hatte lange starke Schmerzen. Erst eine Untersuchung beim Spezialisten hat nach vielen Jahren Klarheit gebracht – Diagnose: Endometriose.

„Sich vor Schmerzen übergeben zu müssen oder in Ohnmacht zu fallen, ist alles andere als normal. Doch wenn jeder im Umfeld einem suggeriert, dass es zum Frausein dazu gehört, diese Schmerzen zu haben, dann glaubt man es über kurz oder lang auch selbst. Und irgendwann steht man mit seinem eigenen Körper auf Kriegsfuß. Denn man möchte nicht immer müde sein, nicht unter so starken Schmerzen leiden, die manchmal auch mit Medikamenten nicht weggehen.“ So ist die Diagnose für viele Frauen eine Erleichterung. Endlich den Grund zu kennen und zu wissen, dass man mit dieser Krankheit nicht alleine ist, ist für viele Frauen eine Erlösung.

Als Yogalehrerin und Feminine Embodiment Coach hat es sich Eva Sturm zur Aufgabe gemacht Frauen, die unter Endometriose leiden, zu helfen, sich wieder mit ihrem Körper zu versöhnen. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, sich in der eigenen Haut nicht mehr wohlzufühlen – aber auch, wie viele Möglichkeiten es gibt, die Leiden zu lindern, sich besser zu fühlen und mit der Krankheit gut leben zu können.

Erfahren Sie im zweiten Teil „Diagnose Endometriose“, welche alternativen Heilmethoden es gibt und wie Osteopathie betroffenen Frauen helfen kann.

Mehr dazu, wie Osteopathie gerade Frauen helfen kann, finden Sie hier:


Interessantes über den/die Autoren


Anja Reinhardt

Seit 2016 führt Anja Reinhardt eine eigene PR- und Contentagentur im Hotel-, Tourismus- und Gesundheitsbereich. Schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Public Relations hat sie erste Erfahrungen im PR-Bereich gesammelt. Danach war sie u.a. bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH und als stv. Geschäftsführerin des Oberbayern München Tourismus e.V. tätig. Online-Texte, PR-Konzepte und Social Media sind ihr täglich Brot – inkl. einem besonderen „G’spür für Geschichten“.

Für den BVO-Blog „Osteopathie Magazin“ schreibt Anja Reinhardt schon seit 2018.

 

Kontakt:
presse@bv-osteopathie.de

Susanne Dreyer

Seit rund 25 Jahren ist Susanne Dreyer Physiotherapeutin in eigener Praxis. Zusätzlich ist sie Heilpraktikerin und hat eine Ausbildung in Osteopathie und Kinderosteopathie abgeschlossen. Ihr beruflicher Schwerpunkt liegt in den Fachbereichen Gynäkologie, Pädiatrie und Kinderwunsch. Susanne Dreyer hat dazu Fortbildungen u.a. als ADHS/ADS-Coach, Hormonausbildung sowie einen Womens Health Course am Molinari Institut absolviert.

 

Kontakt:

susanne@dreyer-herxheim.de

www.osteo-dreyer.de