Tinnitus – Wie die Osteopathie Abhilfe schaffen kann

19.11.24
Tinnitus kann vielfältige Gründe haben und sollte von einem Arzt abgeklärt werden.
Die Ursache von Tinnitus kann vielfältig sein, sollte aber in jedem Fall untersucht werden. Foto: Tashatuvango/Shutterstock

Ohrgeräusche wie Pfeifen, Klingen, Rauschen oder Summen können plötzlich auftreten und vielerlei Ursachen haben. Bei rund 70% der Betroffenen verschwindet das Geräusch innerhalb weniger Wochen von selbst wieder. Hält es an, spricht man von einem Tinnitus. Bei diesem handelt es sich jedoch nicht um eine Erkrankung, sondern um ein Symptom. Die Osteopathie kann Zusammenhänge aufdecken und bei der Behandlung unterstützen.

Häufigkeit von Tinnitus

Rund 18,7 Millionen Deutsche hatten laut der Deutschen Tinnitus-Liga e.V. bereits mit Ohrenklingen zu kämpfen. Pro Jahr kommen circa 340.000 neue Betroffene hinzu. Patienten, die unter akuten oder chronischen Ohrgeräuschen leiden, sind in mehr als 99 Prozent der Fälle von einem sogenannten subjektiven Tinnitus betroffen. Das heißt, dass die wahrgenommenen Laute keine Schallquelle besitzen und für andere nicht zu hören sind. 

Welche Ursachen kann ein Tinnitus haben?

Ein Tinnitus kann vielfältige Gründe haben. In Betracht können viele Beschwerden und Erkrankungen kommen, zum Beispiel:

  • Lärmschäden
  • Durchblutungsstörungen
  • lokale Beschwerden wie eine Erkrankung des Mittel- oder Innenohrs
  • Probleme der Halswirbelsäule
  • Gebissfehlstellungen

Oft vermuten Betroffene auch Stress als Auslöser für einen Tinnitus. Doch woher er genau kommt, konnte die Wissenschaft noch nicht beantworten.

Verschwindet das Ohrklingen jedoch nicht innerhalb weniger Tage von alleine, sollte ein HNO-Arzt aufgesucht werden.

Wenn die Geräusche im Ohr dauerhaft bestehen bleiben, sollte ein Facharzt aufgesucht werden.
Verschwindet das Ohrklingen nicht innerhalb weniger Tage von alleine, sollten Betroffene einen HNO-Arzt aufsuchen. Foto: weyo – stock.adobe.com

Wie äußert sich ein Tinnitus?

Symptome eines Tinnitus sind Geräusche wie ein Klingeln, Zischen oder Knacken. Diese Ohrgeräusche können entweder konstant auftreten oder auch rhythmisch. Hin und wieder treten sie unvermittelt und grundlos auf und halten in der Regel nicht länger als eine Minute an. Bei manchen bleibt das Geräusch jedoch über Monate hinweg bestehen und wird so zu einem chronischen Tinnitus.

Behandlung und deren Möglichkeiten

Es gibt keine pauschale Vorgehensweise beim Tinnitus, denn es kommt auf die Ursache an. Zum Beispiel, wenn die Ohrgeräusche aufgrund von Bluthochdruck auftreten, wird die zugrundeliegende Erkrankung behandelt (in diesem Fall die Hypertonie).
Schwieriger ist es, den Tinnitus zu behandeln, wenn die Ursache unbekannt ist. Wichtig ist es dann für Betroffene einen Weg zu finden, mit dem Tinnitus gut zurecht zu kommen und die Lebensqualität zu verbessern.

Wann mit Tinnitus zum Osteopathen?  

Zur Behandlung eines Tinnitus gibt es derzeit noch keine wissenschaftlich abgesicherte Therapie. Schlagen die Anwendungen des Facharztes nicht oder nur unzureichend an, kann ein Besuch beim Osteopathen ratsam sein.

Die Osteopathie kann dabei helfen aufgrund der ganzheitlichen Sichtweise und mittels einer ausführlichen Diagnostik den Ursachen der Ohrgeräusche auf den Grund zu gehen. „Unser Vorteil ist, dass wir uns für unsere Patienten Zeit nehmen können“, erklärt BVO-Vorstandsmitglied Godehard Stoll. So können Osteopathen Betroffene ganzheitlich untersuchen. Sie arbeiten dabei rein mit den Händen, spüren Verklebungen oder Blockaden auf. Denn oft sitzt die Ursache nicht direkt da, wo die Beschwerden auftreten.

„Im Falle vom Tinnitus bietet die Osteopathie sehr gute Techniken, die als Ergänzung zu den HNO-medizinischen Behandlungen zum Einsatz kommen können“, fügt Stoll, der seit über 20 Jahren osteopathisch tätig ist, hinzu.

  

Pluspunkt für Osteopathen: Sie haben meist mehr Zeit für eine ausführliche Anamnese, bzw. können ausführlicher nach der Krankengeschichte des Patienten fragen.
Die Osteopathie hat einen ganzheitlichen Blick auf den Menschen. So kann sich der Osteopath ausreichend Zeit für eine ausführliche Anamnese nehmen, um der Ursache des Tinnitus auf den Grund zu gehen. Foto: BVO

Wie geht der Osteopath bei Tinnitus vor?

„Wir beginnen mit einer ausführlichen Anamnese, lassen uns gegebenenfalls auch medizinische Unterlagen wie Röntgen- oder MRT-Bilder zeigen und fragen unsere Patienten gezielt nach anderen Traumata oder ähnlichem“, erläutert Godehard Stoll. „Und dann palpieren wir – tasten den Körper also mit den Händen ab.“ So können Osteopathen feststellen, ob es Verspannungen gibt.

Anschließend kommt der Hauptteil: die Behandlung mit osteopathischen Techniken. „Manchmal kommt es vor, dass Patienten eine Blockade im Kiefer haben. Man muss wissen, dass diese Strukturen eng miteinander zusammenhängen. Eine Spannung im beziehungsweise am Kopf kann einen Einfluss auf das Innenohr, das Trommelfell und die entsprechenden Strukturen haben. Wird diese Spannung dann gelöst, verschwindet in der Regel auch der Tinnitus“, führt der BVO-Vorstand aus. „Natürlich funktioniert das nicht immer.“

Tipps zum Umgang mit Tinnitus

Godehard Stoll hält noch einige Anregungen für Betroffene bereit:

  • Entspannung, z.B. mit autogenem Training oder Meditation, ist empfehlenswert. Denn das hat Einfluss auf das vegetative Nervensystem, das sich wiederum positiv auf den Blutdruck, den Herzschlag und die Atmung auswirkt.
  • Yoga kann den Tinnitus ebenso positiv beeinflussen, da sich die Patienten meist sehr auf die ungewöhnlichen Positionen konzentrieren.
  • Manchmal ist Musik hilfreich, die das Ohrengeräusch überdeckt. Betroffene hören den Tinnitus dann gar nicht mehr oder zumindest in abgeschwächter Form

„Schauen Sie, was Ihnen guttut und probieren Sie verschiedene Wege aus“, resümiert Godehard Stoll. „Denn leider müssen sich Patienten häufig mit einem Tinnitus arrangieren. Doch viele erreichen mit den adäquaten Kompensationsmechanismen eine hohe Lebensqualität.“

Suchen Sie einen Osteopathen in Ihrer Nähe?

Einen qualifizierten osteopathischen Therapeuten in Ihrer Nähe finden Sie auf schnellstem Wege in der Osteopathen-Suche des BVO:

Quellen:

Gesund.bund 

DocCheck – Tinnitus

Gesundheitsinformation.de

Mazurek B, Hesse G, Dobel C, Kratzsch V, Lahmann C, Sattel H: Clinical practice guideline: Chronic tinnitus—diagnosis and treatment. Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 219–25. DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0135


Interessantes über den/die Autoren


Anja Reinhardt

Seit 2016 führt Anja Reinhardt eine eigene PR- und Contentagentur im Hotel-, Tourismus- und Gesundheitsbereich. Schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Public Relations hat sie erste Erfahrungen im PR-Bereich gesammelt. Danach war sie u.a. bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH und als stv. Geschäftsführerin des Oberbayern München Tourismus e.V. tätig. Online-Texte, PR-Konzepte und Social Media sind ihr täglich Brot – inkl. einem besonderen „G’spür für Geschichten“.

Kontakt:
presse@bv-osteopathie.de

Godehard Stoll

Der Physiotherapeut Godehard Stoll ist seit 1994 in eigener Praxis in Regenstauf tätig. Der Schwerpunkt seiner Praxis liegt auf der Neuro-Orthopädie. Seit 2004 ergänzt die Osteopathie sein Behandlungsspektrum.

In den knapp 30 Jahren seiner Selbstständigkeit hat er sich kontinuierlich fortgebildet, u.a. in Manueller Therapie, Neurophysiologie, Kinderosteopathie und zum Sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie.

Godehard Stoll ist Physiotherapeut und Osteopath mit Leib und Seele. In seiner Praxis ist er v.a. für die Nachbehandlung konservativer und postoperativer orthopädischer und neurologischer Patienten tätig. Sowohl Kinder als auch Erwachsene zählen dazu.

Er hält Vorträge über Osteopathie für Patienten und ist Prüfungsbeisitzer bei klinischen Osteopathie-Prüfungen.

Seit 2018 ist er Vorstand im Bundesverband Osteopathie e.V. – BVO.

 

Kontakt:
godehard.stoll@bv-osteopathie.de
www.krankengymnastik-stoll.de
www.osteopathie-regenstauf.de

Jacqueline Damböck

Jacqueline Damböck

Von Kindesbeinen an hat Jacqueline Damböck mit Gesundheitsthemen zu tun: Aufgewachsen in einer Massagepraxis und später Physiotherapie hat sie sich daneben schon immer für Medien und den Journalismus interessiert. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Verlag absolvierte sie daher das Ressortjournalismus-Studium mit Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach.

Im Anschluss sammelte sie Erfahrungen als Fachredakteurin, freie Journalistin und Werbetexterin. Bevor sie zum BVO wechselte war sie Chefredakteurin der CO.med.

Kontakt:

presse@bv-osteopathie.de


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