Schwangerschaft, Mikronährstoffe, Osteopathie – wie beeinflussen sie sich?

20.01.25
Während der Schwangerschaft sollten Schwangere auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten.
Eine ausgewogene Ernährung ist v.a. in der Schwangerschaft wichtig – genauso wie ausreichend Bewegung, soweit möglich. Doch oft ist der erhöhte Nährstoffbedarf während der Schwangerschaft nicht allein durch die Mahlzeiten zu decken. Foto: lordn – stock.adobe.com

In ihrem Therapiezentrum Hafenkante arbeitet die Physiotherapeutin und Heilpraktikerin Ira Beliczey seit Jahren mit Schwangeren zusammen. Die Osteopathie spielt bei ihrer Behandlung dabei eine entscheidende Rolle. Doch welchen Einfluss können Mikronährstoffe und die Versorgung mit Nährstoffen auf die Schwangeren und die osteopathische Therapie haben?

Im Interview: Ira Beliczey über Mikronährstoffe und Osteopathie bei Schwangeren

Ira Beliczey hat sich in den letzten Jahren v.a. zum Thema Schwangerschaft fortgebildet. So kann sie ihre Patientinnen umfassend behandeln und sie während der Schwangerschaft unterstützen. Im Interview gibt sie einen kleinen Einblick.

Was sind Mikronährstoffe?

Mikronährstoff ist ein Überbegriff für Vitamine, Mineralien, Spuren- und Mengenelemente. Es sind essenzielle Stoffe, also jene, die der Mensch unbedingt braucht und mit der Nahrung aufnehmen muss. Sie haben für den Organismus allerdings keinen energetischen Wert (wie bspw. Kohlenhydrate, Eiweiße und Fette), sondern werden für enzymatische und endokrine Prozesse benötigt.

Welche Mikronährstoffe spielen während der Schwangerschaft eine Rolle?

Wenn sich ein Fötus entwickelt, benötigt er verschiedene Nährstoffe, was bedeutet, dass auch die werdende Mutter einen erhöhten Bedarf an ihnen hat. Oft fehlen diesen aus meiner Erfahrung verschiedene Vitamine, Jod und Eisen. Daher ist es ratsam, sich einen genauen Überblick zu verschaffen, z.B. in Form eines Blutbilds.

Weiterhin wichtige Mikronährstoffe sind Omega-3-Fettsäuren, Vitamin D, Magnesium, Folsäure sowie Probiotika.

Wird ein Mikronährstoffmangel nur von der Ernährung beeinflusst?

Nein. Auch Faktoren wie Vorerkrankungen, eine lange Einnahme der Pille und Stress können dieses Gleichgewicht empfindlich beeinträchtigen. Das wiederum hat negative Auswirkungen auf das Kind, z.B. indem seine Stressempfindlichkeit (oder auch Resilienz) gestört wird.

Bei einer solchen Vorgeschichte sollte man immer gezielt funktionelle Blutwerte anfordern. Klassisch ist, dass z.B. nur der Hb-Wert gemessen wird, darunter kann sich aber schon ein Eisenmangel verbergen. Ausschlaggebend ist jedoch der Ferritin-Wert, der aber selbst dann oft nicht genommen wird, wenn die Frau blass und völlig erschöpft ist und über Kopfschmerzen klagt.

Welche Bedeutung hat ein solcher Mangel in der Osteopathie?

Wir haben das große Glück in der Osteopathie-Praxis eine ausführliche Anamnese aufnehmen zu können, da wir schlichtweg mehr Zeit für die Patientinnen haben. So können wir eben auch Fragen zu Ernährung, Stress etc. stellen.

Erfahren wir, dass die Schwangere vermehrt und dauerhaft Stress ausgesetzt ist, können wir hier Rückschlüsse ziehen. Denn Stress hat Auswirkungen auf den gesamten Körper – und genau den schauen wir uns ja in der täglichen osteopathischen Arbeit genau an. Wir wissen dann also, dass wir bspw. beim vegetativen Nervensystem (VNS) und der Stressachse ansetzen müssen.

Während der Schwangerschaft sollten Frauen darauf achten, eine ausgewogene, abwechslungsreiche und gesunde Ernährung zu verfolgen.
Schwangere sollten besonders auf Ihre Nährstoffzufuhr achten. Die Infografik zeigt, welche Lebensmittel in den Ernährungsplan aufgenommen werden sollten. Foto: VectorMine – stock.adobe.com

Wie sieht das genau aus?

In meiner Praxis sorge ich z.B. für Ruhe, Wärme, ein gedämpftes Licht. Denn all das wirkt auf das VNS beruhigend ein. Ich schaffe also eine Wohlfühlatmosphäre. Gerade bei Risikoschwangerschaften oder Frauen, die eine Angstsymptomatik aufweisen, ist das besonders wichtig.

Bis wann ist eine osteopathische Behandlung unbedenklich? Bzw. auf was sollte hierbei geachtet werden?

Grundsätzlich kann man bis zum letzten Tag vor der Geburt behandeln, was sogar sehr gut ist, um das Becken zu mobilisieren und den Geburtsmechanismus zu erleichtern.

Es ist jedoch wichtig im Verlauf der Schwangerschaft Komplikationen und Pathologien zu erkennen, wenn die Frauen damit in die Behandlung kommen, und sie ggf. zum Arzt zu schicken, um kein Risiko einzugehen. Zum Glück kommt das nicht sehr häufig vor.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Beliczey.


Interessantes über den/die Autoren


Jacqueline Damböck

Jacqueline Damböck

Von Kindesbeinen an hat Jacqueline Damböck mit Gesundheitsthemen zu tun: Aufgewachsen in einer Massagepraxis und später Physiotherapie hat sie sich daneben schon immer für Medien und den Journalismus interessiert. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Verlag absolvierte sie daher das Ressortjournalismus-Studium mit Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach.

Im Anschluss sammelte sie Erfahrungen als Fachredakteurin, freie Journalistin und Werbetexterin. Bevor sie zum bvo wechselte war sie Chefredakteurin der CO.med.

Kontakt:

presse@bv-osteopathie.de

Ira Beliczey

Ira Beliczey

Ira Beliczey ist Physiotherapeutin und Manualtherapeutin.
Sie hat ihr Studium der Osteopathie an der International Academy of Osteopathie in Gent 2007 abgeschlossen. Heilpraktikerin ist sie seit 2012. Vor 2 Jahren schloss sie außerdem ihre Ausbildung in Orthomolekularer Medizin beim Forum Orthomolekulare Medizin (FOM) ab. 2023 hat sie mit ihrer Kollegin Daniela Schwering das Konzept „ofm – Osteopathie & funktionelle Medizin“ entwickelt und das Institut für Osteopathie und funktionelle Medizin gegründet. (u.a. Fortbildungen zum Thema Mikronährstoffe in der Schwangerschaft und Stillzeit).

Mit ihrer Praxis ist sie Kooperationspartner des Endometriose Zentrums Münsterland.

Kontakt:

Ira Beliczey – Therapiezentrum Hafenkante, Münster
www.tz-hafenkante.de
kontakt@osteo-hafenkante.de
www.ofm-muensterland.de
www.institut-ofm.de


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