Long-Covid: Wie kann Osteopathie helfen?

17.08.22
Zu den typischen Long-Covid-Symptomen zählen u.a. Kurzatmigkeit, Riech- und Geschmacksstörungen, Muskelschwäche und -schmerzen und eine eingeschränkte Belastbarkeit (Fatigue Syndrom). Foto: wladimir1804 – stock.adobe.com

Gerade schwelgt man noch in Erinnerungen an das Konzert am letzten Wochenende, schon macht sich ein Kratzen im Hals bemerkbar. So schnell kann es gehen: Ein positiver Corona-Test! Trotz aller Bemühungen lässt sich eine Covid-19-Infektion nicht immer vermeiden. Erstmal infiziert, heißt es abwarten und Tee trinken, bis die Beschwerden wieder abklingen. Manchmal stellt sich die Genesung jedoch als problematischer heraus, als erwartet: Einige Patienten haben Schwierigkeiten, sich von der Corona-Infektion zu erholen. Bei ihnen wird dann Long- oder Post-Covid diagnostiziert. Eine erfolgreiche medizinische Lösung für die Spätfolgen einer Corona-Erkrankung wurde bisher nicht gefunden. Die Osteopathie konnte jedoch Erfolge bei der Linderung von Long-Covid-Folgen verzeichnen. 

SARS-CoV-2, wie das Corona-Virus offiziell bezeichnet wird, ist kein reines Atemwegsvirus, sondern kann sämtliche Organe betreffen. Es wird deshalb auch Multiorganvirus genannt. Wie häufig eine Infektion in Langzeitfolgen endet, kann noch nicht gänzlich eingeschätzt werden. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin geht jedoch davon aus, dass bis zu 15 % aller Erkrankten die Diagnose „Long-Covid“ erhalten.

Osteopathie bei Long-Covid? BVO-Vorstand Lutz M. Scheuer hat gute Erfahrungen bei seinen Patienten gemacht und berichtet von Verbesserungen. Im Rahmen des BVO Workshop Wochenendes demonstrierte er den Teilnehmern (alles Osteopathen) seine Vorgehensweise. Foto: BVO / Anke Roith-Seidel

Wie kann Osteopathie bei Long-Covid helfen?

„Bereits im Februar 2020 hatten wir die ersten Patienten, die von anhaltender Atemnot nach einer „Erkältung“ berichtet hatten – da realisierten wir Corona noch gar nicht,“ berichtet BVO-Vorstand Lutz M. Scheuerer. Bei der Behandlung der vermeintlichen Erkältungsbeschwerden, stellte Scheuerer fest, dass er „durch die Mobilisation der neurovaskulären Strukturen der Lunge“ eine deutliche Verbesserung erzielen konnte.

Aus gutem Grund: Bei vielen Covid-19-Patienten wird eine Einschränkung der Mobilität der Lunge festgestellt. Osteopathen können durch die Behandlung der bewegungseinschränkenden Strukturen zu einer verbesserten Lungenmobilität verhelfen und die subjektive Lungenfunktion erhöhen.

Seine Erkenntnisse übertrug Scheuerer in die Behandlung der Langzeitfolgen – mit erfreulichen Ergebnissen: „Wir konnten bisher in allen Bereichen, in denen Long-Covid-Beschwerden nach Infektionen aufgetreten sind, eine massive Verbesserung erreichen“, so BVO-Mitglied Lutz M. Scheuerer.

Neben Atemproblemen kann die Osteopathie auch in anderen Problembereichen einer Long-Covid-Erkrankung unterstützen. Statt auf die Lungengefäße beziehen sich die osteopathischen Techniken dann bspw. auf die Gefäße des Schädels. So können Beschwerden wie „Chronic Fatique“ gelindert werden. „Wir mobilisieren bei allen Post-Covid-Beschwerden die betreffenden Gefäße und erhalten innerhalb einer Behandlung eine massive Verbesserung bei ca. 95 % der Patienten“, berichtet Scheuerer.

Was ist Long-Covid?

Unter dem Begriff „Long-Covid“ versteht man die gesundheitlichen Spätfolgen einer Covid-Erkrankung. Patienten, bei denen Long-Covid diagnostiziert wurde, sind aus klinischer Sicht von der SARS-CoV-2-Infektion genesen und es können keine Corona-Viren mehr im Körper nachgewiesen werden. Die Personen sind nicht mehr ansteckend. Dennoch haben sie weiterhin Symptome.

Die Beschwerden treten bei einigen Betroffenen bereits während der akuten Erkrankungsphase auf und halten bis zu 12 Wochen (Long-Covid) bzw. länger als 3 Monate („Post-Covid“) an. Andere Patienten spüren Wochen oder Monate nach der Infektion (erneut) Symptome. Häufig sind Menschen betroffen, die einen schweren Krankheitsverlauf hatten, aber auch ein leichter Verlauf schützt nicht vor Long-Covid. 

Das Corona-Virus betrifft nicht nur die Atemwege, sondern kann alle Organe befallen. So sind auch die Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung vielfältig. Foto: Syda Productions – stock.adobe.com

Was sind die typischen Symptome von Long-Covid?  

Die Symptome von Long-Covid sind sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die Vielfalt körperlicher, kognitiver und psychischer Symptome kann allein oder in Kombination auftreten.

Zu den typischen Symptomen einer Long-Covid-Erkrankung zählen:

  • Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
  • Riech- und Geschmacksstörungen
  • Schlafstörungen
  • Muskelschwäche und -schmerzen
  • Eingeschränkte Belastbarkeit (Fatigue Syndrom)
  • Kurzatmigkeit
  • Schwindel und Kopfschmerzen
  • Psychische Belastungen

Weitere mögliche Langzeitfolgen, die oftmals erst nach der akuten Krankheitsphase auftreten, sind:

  • Verschlechterungen der Lungenfunktion
  • Komplikationen anderer Organe, etwa Herzmuskelentzündungen
  • Nieren- und Stoffwechselerkrankungen
  • Thrombosen und Embolien

Was kann man eigenständig gegen Long-Covid unternehmen?

Nach einer schweren Erkrankung ist es wichtig, sich zu schonen – das gilt auch bei Covid-19. Bei der Behandlung von Long-Covid müssen sich viele in Geduld üben. Oftmals braucht es seine Zeit, bis der Alltag wieder einkehren kann.

  • Grenzen kennen: Ist Joggen etwa aufgrund von Beschwerden nicht möglich, sollte die sportliche Betätigung zunächst mit einem sanften Spaziergang wieder aufgenommen werden. Dabei auf den eigenen Körper hören!
  • Symptomtagebuch schreiben: Zusätzlich kann es hilfreich sein, die auftretenden Symptome aufzuschreiben, um sie besser zu verstehen. So lässt sich oftmals nachvollziehen, wann die Beschwerden in welcher Ausprägung auftreten.
  • Darüber reden: Bei psychischen Belastungen können Gespräche mit anderen Betroffenen oder entsprechend ausgebildeten Experten helfen, die Beschwerden aufzuarbeiten. Eine schwere Erkrankung kann Traumata auslösen – der Austausch kann hier Hilfestellung leisten.
  • Hilfe in Anspruch nehmen: Bei körperlichen Beschwerden sind Post-Covid-Sprechstunden, die es an einigen Kliniken gibt, die erste Anlaufstelle. Hier werden die Symptome durch Ärzte eingeschätzt und getestet. So kann die weitere Behandlung geplant werden.

Leiden auch Sie an den Spätfolgen einer Covid-19-Erkrankung, kann die Osteopathie Ihnen helfen, Beschwerden zu lindern. Unsere Osteopathen-Suche hilft, einen Therapeuten in Ihrer Nähe zu finden.

Eine osteopathische Behandlung kann die Lungenmobilität verbessern, wodurch Long-Covid-Symptome gelindert werden. Foto: Lutz M. Scheuerer

Interessantes über den/die Autoren


Anja Reinhardt

Seit 2016 führt Anja Reinhardt eine eigene PR- und Contentagentur im Hotel-, Tourismus- und Gesundheitsbereich. Schon während ihres Studiums der Kommunikationswissenschaften mit Schwerpunkt Public Relations hat sie erste Erfahrungen im PR-Bereich gesammelt. Danach war sie u.a. bei der Bayern Tourismus Marketing GmbH und als stv. Geschäftsführerin des Oberbayern München Tourismus e.V. tätig. Online-Texte, PR-Konzepte und Social Media sind ihr täglich Brot – inkl. einem besonderen „G’spür für Geschichten“.

Kontakt:
presse@bv-osteopathie.de

Lutz Scheuerer

Lutz M. Scheuerer

Seit 1989 ist Lutz M. Scheuerer in seiner eigenen Praxis in Regensburg u.a. als Physiotherapeut und Sportphysiotherapeut (DOSB) tätig. Daneben ist er Inhaber der Osteopathie Schule Scheuerer und Therapeutische Weiterbildung Scheuerer sowie Mitgesellschafter des Infomed Fortbildungszentrums. Er unterrichtete über 20 Jahre am Deutschen Fortbildungsinstitut für Osteopathie (DFO), war dort von 1997 bis 2020 Leiter und ist auch jetzt noch als Fachlehrer für Neurovaskuläre Therapie und Manuelle Therapie tätig.

Lutz M. Scheuerer übt seinen Beruf aus Leidenschaft aus: Er absolvierte erfolgreich eine fünfjährige Osteopathie-Ausbildung (BAO) und schloss an der Steinbeis-Hochschule Berlin den Studiengang „Manuelle Medizin und Osteopathie“ mit einem B. Sc. ab. Zudem absolvierte er eine Ausbildung in klinischer Psycho-Neuro-Immunologie (kPNI) nach Prof. Dr. Leo Pruimboom und schrieb einige wissenschaftliche Fachartikel zum Thema Osteopathie.

2002 war er Mitbegründer des Bundesverbands Osteopathie e.V. – BVO und engagiert sich noch heute als Vorstand und Schatzmeister des Verbands, da er den Beruf des Osteopathen etablieren möchte.

Kontakt:

lutz.m.scheuerer@bv-osteopathie.de

www.physio-scheuerer.de

www.scheuerer-weiterbildung.de

www.fortbildungszentrum.net


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