STUDIE: Kinderosteopathie hilft Säuglingen
10.01.19Die Akademie für Osteopathie (AFO) und das Deutsche Institut für Gesundheitsforschung (DIfGF) haben einen ersten Bericht über eine der weltweit größten Untersuchungen zur Kinderosteopathie veröffentlicht. Die vom Bundesverband Osteopathie e.V. – BVO finanziell unterstützte Studie zeigt: Um 50 bis 80 Prozent lassen sich fünf der häufigsten Beschwerden von Neugeborenen durch eine osteopathische Behandlung verbessern. Fast die Hälfte der knapp 1.200 untersuchten und therapierten Kleinkinder litt unter idiopathischer Säuglingsasymmetrie. In diesen Fällen konnte eine prozentuale Verbesserung um bis zu 82 Prozent erreicht werden. Ähnliche Behandlungserfolge lassen sich laut der Studie durch Kinderosteopathie auch in puncto Schreibabys, Fütterstörung, Schlafprobleme und Plagiozephalie erreichen. Eine Voruntersuchung hatte die genannten Gesundheitsstörungen als die häufigsten gezeigt, mit denen Säuglinge zur osteopathischen Behandlung gebracht wurden.
Kinderosteopathie ergänzt Gesundheitsversorgung wirksam
„In der Regel wenden sich Eltern mit den genannten Problematiken nach kinderärztlichen Untersuchungen und Behandlungen an speziell in Kinderosteopathie ausgebildete Osteopathen“, erklärt Georg Schöner, Vorsitzender des BVO. „Oft können osteopathische Behandlungen eine Antwort auf die Gesundheitsstörungen geben“, so Schöner weiter. Von der vorliegenden Studie wird diese Aussage nun gestützt, so zum Beispiel mit Blick auf Asymmetrie im Säuglingsalter, für die sich keine klaren Ursachen finden lassen (idiopathisch). Unter diesen klinischen Zustand wird eine Bandbreite an verschiedenen Erscheinungen gefasst, die beispielsweise Haltung und Bewegung des Kindes betreffen. Sie zeigen sich unter anderem im Blickkontakt zu einer bevorzugten Seite, der Drehung auf eine bevorzugte Seite und einer asymmetrischen Lage. Rund 48 Prozent der behandelten Kinder kamen mit solchen Störungsbildern in die Osteopathie-Praxen der teilnehmenden Therapeuten. Um 78 bis 82 Prozent konnten die Störungen zwischen Beginn und Ende der Behandlung verbessert werden.
Osteopathie ist eine sehr sanfte Diagnose- und Behandlungsform. Einzig mit den Händen untersuchen und behandeln Osteopathen die Ursachen von Beschwerden.
Kinderosteopathie bei Schreibabys, Schlafstörungen und Fütterstörungen
Am zweithäufigsten traten Fälle von Schreibabys auf, eine besonders auch für die Eltern sehr anstrengende Gesundheitsproblematik. Die Kleinkinder weinen dabei regelmäßig über einen längeren Zeitraum und das meist ohne für die Eltern erkennbaren Grund. Rund jedes fünfte Neugeborene ist davon betroffen. Aus osteopathischer Sicht liegen die Ursachen beispielsweise in Spannungen am Bindegewebe der Nahtstellen der Schädelknochen. Im Säuglingsalter sind die Knochen noch beweglich, haben sich bei der Geburt auf- und zugefaltet. Dabei können an den Knochennähten Verklebungen oder Blockaden entstehen, was zu unangenehmem Druck führen kann. Osteopathen spüren diese Spannungen mit sanften Tastbewegungen auf und versuchen, diese zu normalisieren . Die Untersuchung der AFO zeigt nun, dass sich die Schreiproblematik bei den Kindern um 70 Prozent verbessern ließ. Auch Fütterstörungen, die bei 15 Prozent der Kleinkinder auftreten und durch eine anhaltende Ablehnung von Essen und Trinken gekennzeichnet sind, ließen sich laut der Studie behandeln. Um 77 Prozent konnten die Symptome im Laufe der Behandlung verbessert werden. Immerhin um 56 Prozent ließen sich Schlafstörungen bei den Kleinen verbessern.
Osteopathie bringt sanfte Hilfe
Im Verlauf der BVO-unterstützten Studie ließ sich zudem erhärten, dass die osteopathische Behandlung von Kleinkindern nahezu nebenwirkungsfrei ist. Lediglich in 3,5 Prozent der 1.196 Fälle konnten geringfügige und kurzeitige Auffälligkeiten wie Müdigkeit, Unruhe oder eine kurze Verschlechterung des Befundes beobachtet werden. Bei keiner der insgesamt 3.200 Einzelbehandlungen traten ernsthaftere Nebenwirkungen auf. „Osteopathie ist eine sehr sanfte Diagnose- und Behandlungsform“, erläutert Georg Schöner. „Einzig mit den Händen untersuchen und behandeln Osteopathen die Ursachen von Beschwerden.“ Körperstrukturen wie Gewebe, Knochen, Faszien und Organe werden dabei mit leichten Berührungen abgetastet. Finden sich Blockaden und Störungen, die etwa die Nährstoffversorgung oder den Hormonfluss beeinflussen, werden diese mit sachten Handgriffen gelöst und die Ver- und Entsorgung wiederhergestellt. „Dafür braucht es tiefgehende medizinische und anatomische Kenntnisse sowie eine umfassende Ausbildung – gerade auch für Kinderosteopathie“, hebt Georg Schöner hervor. Um diese zu schützen sowie Qualität und Patientensicherheit der osteopathischen Behandlung auf hohem Niveau zu sichern, tritt der BVO für eine gesetzliche Anerkennung der Osteopathie als Beruf ein.