Osteopathie fürs Knie: So unterstützt Osteopathie bei Kniebeschwerden und Beweglichkeit

19.11.25
Osteopathen arbeiten nur mit ihren Händen – auch diagnostisch.
Osteopathen können mit ihren speziell geschulten Händen und ihrer ganzheitlichen Sicht auf den Körper bei Kniebeschwerden gut unterstützen. Foto: Louis-Photo – stock.adobe.com

Kniebeschwerden gehören zu den häufigsten gesundheitlichen Problemen, die Menschen im Alltag begleiten. Ob beim Sport, im Beruf oder im täglichen Leben – das Knie ist ein besonders beanspruchtes Gelenk. Um die Beweglichkeit und Lebensqualität zu erhalten, bietet die Osteopathie einen ergänzenden Ansatz, der gezielt bei funktionellen Problemen, Narbenverklebungen und nach operativen Eingriffen unterstützen kann. Godehard Stoll, bvo-Vorstand und in eigener Osteopathie-Praxis in Regenstauf tätig, erläutert, wie osteopathische Behandlungen bei Kniebeschwerden unterstützen können und gibt wertvolle Tipps zur Prävention und Nachsorge.

Was ist Osteopathie und wie hilft sie bei Kniebeschwerden?

Osteopathie verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem der Körper als komplexes System betrachtet wird. Ziel der osteopathischen Behandlung ist es, das Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Körperstrukturen wiederherzustellen. Bei Kniebeschwerden wird das Gelenk nicht isoliert betrachtet, sondern auch umliegende Strukturen wie das Becken, die Hüfte, der Rücken und das Zwerchfell in die Behandlung einbezogen. Das ist besonders wichtig, da diese Bereiche eng miteinander verbunden sind und Fehlfunktionen in einem Bereich Auswirkungen auf das Knie haben können.

„In meiner Praxis gehe ich bei der Behandlung von Kniebeschwerden nie nur auf das Knie selbst ein. Vielmehr betrachte ich den gesamten Körper, um versteckte Ursachen aufzudecken und die Bewegungskette zu optimieren“, erklärt Godehard Stoll. Besonders wichtig ist die Untersuchung der Statik des Körpers sowie die Inspektion von Narbengewebe, etwa nach operativen Eingriffen.

Der bvo-Vorstand Godehard Stoll schildert den Fall einer älteren Patientin, die mit Inkontinenz-Problemen zu ihm kam, doch auch unter latenten Kniebeschwerden litt.
Godehard Stoll schildert den Fall einer älteren Patientin – und wie Knieschmerzen mit Problemen im Beckenbereich zusammenhängen können. Foto: anatoliycherkas – stock.adobe.com

Fallbeispiel 1: Inkontinenz und Kniebeschwerden

Ein Beispiel aus der Praxis von Godehard Stoll verdeutlicht, wie tiefgehend osteopathische Untersuchungen und Behandlungen sein können. Eine ältere Dame kam mit einer Inkontinenz-Problematik und Hüftbeschwerden zu ihm. Während der Anamnese stellte sich heraus, dass sie jahrelang unter latenten Knieschmerzen litt, die sie jedoch bereits „vergessen“ hatte. Trotz zahlreicher Behandlungsversuche konnten ihre Beschwerden nicht dauerhaft gelindert werden. Die osteopathische Untersuchung brachte zutage, dass alte Narben und Faszienverklebungen im Bereich des kleinen Beckens – bedingt durch zwei Kaiserschnitte und eine Endometriose – die Blasenfunktion beeinträchtigten. Das führte zu einer Inkontinenz.

„Ich habe die Verklebungen aufgelöst und die Organe im kleinen Becken mobilisiert. So konnte ich die Durchblutung und Nervenversorgung der betroffenen Strukturen deutlich verbessern“, berichtet Stoll. Als positiver Nebeneffekt lösten sich die jahrelangen Knieschmerzen der Patientin. „Die Patientin war erstaunt, dass die Ursache ihrer Knieschmerzen im Bereich des Beckens lag und nicht am Kniegelenk selbst“, so Stoll weiter.

Fallbeispiel 2: Stechende Knieschmerzen nach Umknicken

Ein weiteres Beispiel betrifft einen 63-jährigen Rentner, der nach einem Sturz auf der Treppe mit stechenden Knieschmerzen zu Stoll kam. Der Patient hatte bereits eine Arthroskopie und Spritzenbehandlungen erhalten, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. In der Anamnese stellte sich heraus, dass der Patient zwei Jahre zuvor stark mit dem Fuß umgeknickt war, was er jedoch zunächst nicht als relevant betrachtete.

„Durch gezieltes Nachfragen kam ich hinter die Ursache der Beschwerden: Das Umknicken hatte zu einer Verspannung im Bereich der Außenbänder des Fußes geführt, was das Kniegelenk über die Wadenmuskulatur unter Spannung setzte“, erklärt Stoll. Die Behandlung der Funktionsstörungen und der Spannung in der Muskelkette führte zu einer Besserung der Knieschmerzen und der zusätzlichen Beschwerden im Iliosakralgelenk.

Ein Patient knickt mit dem Fuß um – schnell ist die Verletzung vergessen. Doch dadurch wird die Muskelkette im Bein beeinträchtigt, sodass er unter dauerhaften Knieschmerzen litt. Die Osteopathie konnte hier helfen, der Ursache auf den Grund zu gehen.
In einem anderen Patientenfall schildert Godehard Stoll, wie sich eine längst vergessene Verletzung auf aktuelle Kniebeschwerden bei einem Rentner ausgewirkt haben. Foto: Stockphotodirectors – stock.adobe.com
Osteopathen nehmen sich Zeit für die Anamnese, also die Krankengeschichte des Patienten. Durch ihre ganzheitliche Sicht auf den Körper können sie so den Ursachen für die Beschwerden auf den Grund kommen und ihre Behandlungsstrategie entsprechend ausrichten.
Durch gezieltes Nachfragen – auch längst vergessener Traumata – können Osteopathen der Ursachen spezifischer Schmerzen auf den Grund gehen. Foto: bvo

Prävention: Gesunde Knie durch gezielte Bewegung

Gezielte Bewegung ist der Schlüssel zu gesunden Kniegelenken. Godehard Stoll empfiehlt eine Kombination aus gelenkschonender Bewegung und Muskelaufbau. Besonders wichtig ist es, auf ein gesundes Körpergewicht zu achten, da Übergewicht ein Risikofaktor für Kniebeschwerden darstellt. Sportarten mit hoher Stoßbelastung, wie Joggen oder Fußball, können bei Knieproblemen kontraproduktiv sein. Besser eignen sich gelenkschonende Aktivitäten wie Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking.

„Das Gehen in unebenem Gelände oder Bergabgehen kann bei vorbelasteten Knien unangenehm sein. Abwechselnde Belastung und Entlastung sind jedoch wichtig, um die Gelenke mit Nährstoffen und Gelenkflüssigkeit zu versorgen“, erklärt Stoll.

Osteopathie als ganzheitlicher Ansatz bei Kniebeschwerden

Osteopathie kann bei Kniebeschwerden eine wertvolle Unterstützung bieten. Durch die ganzheitliche Betrachtung des Körpers und die Identifikation von Funktionsstörungen in der Bewegungskette können auch scheinbar unzusammenhängende Probleme wie Hüft-, Rücken- oder Beckenbeschwerden behandelt werden. Neben der Therapie ist präventive Bewegung entscheidend, um die Gelenke zu stärken und langfristig gesund zu erhalten.

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Interessantes über den/die Autoren


Godehard Stoll

Der Physiotherapeut Godehard Stoll ist seit 1994 in eigener Praxis in Regenstauf tätig. Der Schwerpunkt seiner Praxis liegt auf der Neuro-Orthopädie. Seit 2004 ergänzt die Osteopathie sein Behandlungsspektrum.

In den knapp 30 Jahren seiner Selbstständigkeit hat er sich kontinuierlich fortgebildet, u.a. in Manueller Therapie, Neurophysiologie, Kinderosteopathie und zum Sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie.

Godehard Stoll ist Physiotherapeut und Osteopath mit Leib und Seele. In seiner Praxis ist er v.a. für die Nachbehandlung konservativer und postoperativer orthopädischer und neurologischer Patienten tätig. Sowohl Kinder als auch Erwachsene zählen dazu.

Er hält Vorträge über Osteopathie für Patienten und ist Prüfungsbeisitzer bei klinischen Osteopathie-Prüfungen.

Seit 2018 ist er Vorstand im Bundesverband Osteopathie e.V. – bvo.

Kontakt:
godehard.stoll@bv-osteopathie.de
www.krankengymnastik-stoll.de
www.osteopathie-regenstauf.de

Jacqueline Damböck

Jacqueline Damböck

Von Kindesbeinen an hat Jacqueline Damböck mit Gesundheitsthemen zu tun: Aufgewachsen in einer Massagepraxis und später Physiotherapie hat sie sich daneben schon immer für Medien und den Journalismus interessiert. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Verlag absolvierte sie daher das Ressortjournalismus-Studium mit Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach.

Im Anschluss sammelte sie Erfahrungen als Fachredakteurin, freie Journalistin und Werbetexterin. Bevor sie zum bvo wechselte war sie Chefredakteurin der CO.med.

Kontakt:

presse@bv-osteopathie.de


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