Was Osteopathie mit Zahngesundheit zu tun hat
19.02.25Rund ein Fünftel der Deutschen leidet unter Fehlfunktionen von Zähnen und Kiefergelenken, der craniomandibulären Dysfunktion (kurz: CMD). Dabei sind Frauen doppelt so häufig betroffen wie Männer. Mit einher gehen v.a. Schmerzen vom Kiefergelenk bis in den Rücken, aber auch Schwindel und Tinnitus können bei Betroffenen auftreten. Eine ganzheitliche Behandlung hilft Patienten möglichst schnell beschwerdefrei zu werden, weiß Ärztin und Zahnärztin Dr. Dr. Alexandra Bodmann-Peschke. Vor allem die Osteopathie spielt dabei eine große Rolle.
Zähne und ihre Wechselwirkung auf den Körper
Es pocht, es zieht, es sticht: Zahnschmerzen! Was Viele nicht wissen: Unsere Gesundheit kann wesentlich von unseren Zähnen beeinflusst werden. „Sie stehen in ständiger Wechselwirkung mit anderen Bereichen unseres Körpers“, erläutert Dr. med. dent. Dr. med. univ. Alexandra Bodmann-Peschke.
Mit welchen Körperregionen können Zahnbeschwerden zusammenhängen?
„Ich erinnere mich an einen Patienten, ein Eishockeyspieler, der aufgrund eines Schlags während des Spiels vier wurzelbehandelte Zähne im Oberkiefer an der Front hatte. Diese Zähne können Auswirkungen auf Blase oder Niere haben.“ Bodmann-Peschke stellte fest, dass sie beim Patienten Entzündungen aufwiesen und fragte daher nach, ob der Mann Beschwerden mit Blase oder Niere hätte.
„Die hatte er“, berichtet sie weiter. „Er gestand mir, dass er nachts einnässte. Wir haben dann die betroffenen Zähne herausgenommen und mit Implantaten ersetzt – seine nächtlichen Probleme waren ab da verschwunden.“
Osteopathie und Zahnheilkunde – ist das eine gute Kombination?
Seit Jahren arbeitet Dr. Dr. Bodmann-Peschke interdisziplinär – u.a. mit Osteopathen. Davon profitieren auch ihre Patienten. In vielen Fällen ergänzt eine osteopathische Therapie die klassische Zahnbehandlung sinnvoll und schonend.
„Reden wir von Ganzheitlichkeit, müssen wir meiner Erfahrung nach Folgendes betrachten: die Zähne, die Kiefer und deren Ausrichtung zu Becken und Beckenboden, die Augen insbesondere deren Symmetrie, die Rückschlüsse auf deren Verschaltung im Gehirn zulässt, sowie die Haltung. Letztere analysieren wir und führen eine dynamische Ganganalyse durch. Dabei dürfen wir die Suche nach möglichen Krankheitsauslösern für vorhandene Krankheiten, wie Rheuma, Schuppenflechte, Multiple Sklerose oder das Reizdarmsyndrom nicht vergessen“, erklärt die stv. Vorsitzende des BVO Dr. Dr. Bodmann-Peschke.
Was kann die Osteopathie bei Kieferschmerzen leisten?
Die Osteopathie ist hierbei ein wichtiger Bestandteil, denn: „Ohne Ausrichtung der Haltung durch einen Osteopathen ist eine kieferorthopädische Versorgung nur halb so viel wert“, so die Zahnärztin. Sie weiß aus eigener Erfahrung, dass Patienten, die aufgrund von Kiefergelenkschmerzen eine Aufbissschiene tragen müssen, schneller beschwerdefrei sind, wenn sie vorher von einem Osteopathen behandelt wurden. Hierbei mobilisiert der Osteopath alle benachbarten Strukturen rund um den Kiefer und unterstützt die Behandlung so.
Welchen Einfluss hat die Osteopathie-Behandlung auf die Behandlung beim Zahnarzt?
Dr. Dr. Alexandra Bodmann-Peschke arbeitet mittlerweile mit einem großen Netzwerk an Spezialisten zusammen. „Viele von ihnen können sogar schon nach der osteopathischen Ausrichtung des Patienten einen „Biss“ für eine Aufbissschiene nehmen“, verrät sie schmunzelnd. Warum das so wichtig ist?
„Wenn ein Patient Beschwerden hat, die von einer Fehlstellung im Kieferbereich herrühren, dann kann bspw. der Osteopath mit seiner Behandlung ausgleichend einwirken. Allerdings hält dieser Zustand nicht lange an. Daher ist es für mich als Zahnärztin wichtig, dass der „Biss“ zur Registrierung, wie beide Kiefer zusammenbeißen, gleich nach der osteopathischen Behandlung gemacht wird. Denn so lässt sich die Aufbissschiene perfekt herstellen. Sie gleicht wiederum die ursächlichen Fehlstellungen aus und kann so Einfluss auf die Körperhaltung nehmen“, so Bodmann-Peschke.
Ein Netzwerk ist für alle sinnvoll
An diesem Beispiel ist zu erkennen, dass der Körper und seine (reibungslose) Funktion ein kompliziertes und aufeinander abgestimmtes Netzwerk bilden. Doch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit lässt sich auch auf andere Bereiche ausweiten, wie die stv. BVO-Vorsitzende weiß: „Ich selbst arbeite außerdem mit Optometristen zusammen, die die Verschaltung beider Augen im Gehirn überprüfen und so mögliche Ursachen für eine Kopf-Schief-Haltung finden und beheben können. Auch andere Fachbereiche, wie Kinderärzte, Logopäden, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten und Podologen zählen zu meinem Netzwerk. Der Blick über den Tellerrand ist meiner Meinung nach immens wichtig und sollte viel mehr Berücksichtigung finden.“
Interessantes über den/die Autoren
Dr. Dr. Alexandra Bodmann-Peschke
Die Zahnärztin und Ärztin Dr. med. dent. Dr. med. univ. Alexandra Bodmann-Peschke behandelt in ihrer Praxis im bayerischen Schongau ihre Patienten ganzheitlich – von jung bis alt. Dabei hat sie sich insbesondere auf die Kieferorthopädie – ohne Außenspangen und ohne einen Zahn zu ziehen – spezialisiert. Sie ist kPNI-Therapeutin und hat eine Ausbildung in Kinderosteopathie absolviert, um die Zusammenhänge im Körper besser zu erkennen und zu sehen, was die Osteopathie leisten kann.
Dr. Dr. Bodmann-Peschke hält weltweit Vorträge und ist auch beim Bundesverband Osteopathie e.V. – bvo für die internationalen Kontakte zuständig. Als stellvertretende Vorsitzende möchte sie sich dafür einsetzen, dass der Osteopath ein eigenständiges Berufsbild wird und so der Erstkontakt zum Patienten gewährleistet ist.
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Jacqueline Damböck
Von Kindesbeinen an hat Jacqueline Damböck mit Gesundheitsthemen zu tun: Aufgewachsen in einer Massagepraxis und später Physiotherapie hat sie sich daneben schon immer für Medien und den Journalismus interessiert. Nach der kaufmännischen Ausbildung im Verlag absolvierte sie daher das Ressortjournalismus-Studium mit Schwerpunkt Medizin und Biowissenschaften an der Hochschule Ansbach.
Im Anschluss sammelte sie Erfahrungen als Fachredakteurin, freie Journalistin und Werbetexterin. Bevor sie zum bvo wechselte war sie Chefredakteurin der CO.med.
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