INTERVIEW: „Die Osteopathie-Ausbildung ist eine Bereicherung“
29.06.18Mit ihren sanften Ansätzen ist Osteopathie nicht nur bei Patienten immer beliebter. Vermehrt interessieren sich auch Menschen für die Behandlung, die als Therapeuten anderen helfen möchten. Wir sprechen in einer Interviewreihe mit verschiedenen Ausbildern über Anforderungen und Inhalte der Osteopathie als Gesundheitsberuf. Als erster steht uns Christian Schmidt von Vesalius Seminare Osteopathie (VSO) Rede und Antwort. Nach einer fünfjährigen berufsbegleitenden Ausbildung bei der AIO arbeitete er seit 2014 als Dozent für Osteopathie Seminare. Im Jahr 2017 übernahm er die VSO Osteopathischule.
Wie lässt sich die Osteopathie-Ausbildung aus Ihrer Sicht beschreiben?
Die Ausbildung ist eine sagenhafte Bereicherung an Wissen, an Möglichkeiten den Menschen, die zu uns kommen, noch besser zu helfen. Die Osteopathie ist in unseren Augen die „Königsklasse“ der Therapieformen, in der wir Menschen ganzheitlich und in allen Bereichen der Anatomie begegnen und therapieren können.
Für wen eignet sich aus Ihrer Sicht eine Osteopathie-Ausbildung?
Für all jene, die Menschen helfen möchten und über berufliche Vorkenntnisse in Anatomie verfügen. Dazu gehören beispielsweise Ärzte, Physiotherapeuten genauso wie Masseure mit MT-Ausbildung und Heilpraktiker. Wer mit vollem Herzen helfen möchte, der ist in der Osteopathie richtig aufgehoben – und für den die Dankbarkeit der Patienten der schönste Lohn als Therapeut ist.
Welche Rolle spielen osteopathische beziehungsweise medizinische Inhalte?
Beide Inhalte spielen eine enorm hohe und wichtige Rolle. Die anatomisch, ganzheitliche Betrachtung des Menschen steht im Vordergrund. Sie kann ohne hinzufügen der osteopathischen, beziehungsweise medizinischen Inhalte nicht umfassend erfolgen. Im Kern bereichert die Osteopathie letztlich die Medizin. Dabei ist Osteopathie keine Mathematik, bei der Eins plus Eins gleich Zwei ist. Bei jedem Menschen müssen wir die Strukturen kennen, verknüpfen, ertasten, korrigieren, normalisieren.
Wie viel Raum nehmen Selbstverständnis und ganzheitlicher Blick der Osteopathie ein?
Auf diese Frage kann ich nur mit einer Antwort reagieren – denn für mich, der die Osteopathie lebt, sind es Einhundertprozent. Ohne ganzheitlichen Blick erfahren wir nur die halbe Wahrheit über evtl. Störungen im System und finden keinerlei Ursachenfolgeverkettungen und Antworten auf fehlen von Gesundheit. Der Mensch in unserer Praxis ist nicht etwa krank, weil er Schulterbeschwerden hat, sondern er hat Schulterbeschwerden, weil er krank ist. Diese Betrachtungsweise muss in die Köpfe unserer Schüler.
Auf welche Lerninhalte legen Sie in Ihrer Einrichtung besonders Wert?
An der VSO – Osteopathieschule legen wir auf alle Lerninhalte sehr großen Wert, da keines der vermittelten Fächer einem anderen nachsteht. Das Verständnis der Verknüpfungen der Systeme untereinander ergibt unterm Strich ein Ganzes.
Welche beruflichen Perspektiven schafft die Osteopathie-Ausbildung?
Wir bieten mit der Ausbildung einen Blick in die Zukunft. Die Ausgebildeten haben umfangreiches Wissen. Dieses bringen sie den Patienten in Form der Behandlung nah und sichern sich somit ihre Existenz, wenn sie gewissenhaft arbeiten. Die Osteopathie unterliegt keinerlei Zeitbegrenzungen, wie beispielsweise die Physiotherapie. Somit entscheidet der Osteopath, wie lange er sich mit seinem Patienten beschäftigt. Ursachenforschung und Behandlung sind Aushängeschilder.
Als Osteopath und Ausbilder, welchen Tipp können Sie Interessenten mit auf den Weg geben?
Hören Sie in sich hinein! Wenn Sie Anatomie leben und lieben, wenn Sie Menschen helfen wollen und noch mehr erreichen möchten. Wenn Sie mit Herzblut Ihren Beruf lieben und ausführen. Dann gehen Sie diesen Weg in neue Richtungen und Bereiche. Erfahren Sie Bereicherung für sich und Hilfe für Menschen, die Hilfe suchen.
Nach einer Physiotherapeuten-Ausbildung und Tätigkeit als Dozent für Physiotherapie und Osteopathie leitet Christian Schmidt seit 2017 die VSO Osteopathieschule auf Rügen. Unter dem Leitsatz „Das Meer unser Liquor, der Strand unsere Faszien, der Wind unser Gewebe, der Horizont unsere Gesundheit. Das Wissen zusammen ergibt ein Ganzes,“ bilden er und seine Kollegen unter anderem auf Rügen, in Rostock, Schwerin, Magdeburg, Berkamen, Saalfeld/Thüringen, Dresden und Bayreuth aus.