Intuitions- und Bewusstseinstraining in der täglichen osteopathischen Praxis

In ihrem Vortag gibt Dr. Gabriele von Gimborn, D.O., einen kurzen Einblick, warum zur Gesundherhaltung und zur Auffindung von Gesundheit, so wie A.T. Still es immer forderte, ein Blick über den Tellerrand notwendig ist. Im Kern müssen wir uns mit viel mehr Dingen als nur dem Erlernen osteopathischer Techniken beschäftigen. Wir müssen uns mit uns selber beschäftigen, uns selbst verstehen lernen, und von einer Person zu  einer Persönlichkeit entwickeln. Damit dies gelingt müssen wir jedoch alte eingelernte Programme, Grundsätze, Verhaltensmuster erkennen, hinterfragen und bei Bedarf ändern. Und diesen Anspruch kann nur jeder an sich selber stellen. Jeder ist seines Glückes Schmied, wie schon ein alte Volksweise überliefert.

Aaron Antonovsky, seines Zeichens Soziologe,  entwickelte sein Konzept der Salutogenese, nachdem er im Rahmen seiner Arbeit in Palästina mit Frauen aus dem ehemaligen Konzentrationslager gearbeitet hatte, wobei er feststellte, dass es eine Gruppe, bestehend aus zwei Drittel der Frauen, die schwerste körperliche Schäden und psychische Traumata davon trugen, gab, wobei das andere Drittel  in sehr guter physischer, psychischer und mentaler Verfassung war. Bei der Frage, weswegen dies so sei und was denn wohl den Unterschied ausmache, kam er zu dem Konzept der Salutogenese, bei der es vor allem um die Bedingungen der Gesundheit und Gesunderhaltung geht. Diese Parameter zu eruieren sei wichtiger als das Auffinden von Krankheiten und die medizinische Feststellung ihrer möglichen Ursachen. Salutogenese oder Gesundheitsentwicklung ist als Förderung von Gesundheitsprozessen der wesentliche Bestandteil seines Konzeptes und bewegt sich immer zwischen den Polen gesund und krank und trennt diese nicht mehr.

Heilung ist demnach nur möglich, wenn die Selbstorganisation und Selbstregulation des Organismus gelingt und kann nicht von außen kommen. Krankheitssymptome selbst sind Ereignisse von Selbstregulationsprozessen eines Organismus bei suboptimale Bedingungen, die im ungünstigen Fall seine Dissoziation und seinen endgültigen Zellzerfall zur Folge haben. Der menschliche Organismus ist ein offenes kybernetisches System, dass ständig mit der Umwelt interagiert, sich anpasst und versucht seine Balance zu behalten. Der Begriff kybernetisches System wurde von Norbert Wiener einem amerikanischen Mathematiker geprägt. Kybernetische Systeme sind komplexe Einrichtungen, die innerhalb eines gewissen dynamischen Stabilitätsbereiches mit Hilfe von Rückkoppelungsmechanismen einen dynamischen Gleichgewichtszustand anstreben. Man findet diese in der Regelungstechnik, in hochentwickelten Organismen, im autonomen Nervensystem und im endokrinen System als auch in Gesellschaftsstrukturen. Besser bekannt ist vielleicht der Ausdruck Homöstase, der besser durch den Begriff Homöodynamik ersetzt werden sollte und auch schon wird.

Und genau hier setzt die Osteopathie an – d.h. die Osteopathie ist nicht nur eine manuelle Behandlungstechnik sondern hat ein spirituelles, philosophische Konzept dahinter, das immer mehr an Bedeutung gewinnt. Um hier aber näher einzugehen müssen wir einen kurzen Abstecher zum Grundsystem von Pischinger nehmen. Das Grundsystem  nach Pischinger beinhaltet die extrazelluläre Matrixbestehend aus Wasser und  Gesamtheit der extrazellulären Substanzen im  Bindegewebe, Unlösliche Proteinfibrillen und lösliche Komplexe, den sog. Proteoglykanen (an Proteine gebundene Kohlenhydratpolymere) oder Glucosaminoglycane wie Hyaluronsäure, Chondroitinsulfat, Keratinsulfat. Die Matrix – Ausgangspunkt der freien Nervenendigungen, des Lymphsystem und der Endsrombahn. Und diese Strukturkombination bestehend aus Wasser-Zuckerpolymeren ist so  fein abgestimmt, dass sie unabhängig von hormonellen und nervösen Einflüssen sekundenschnell den Gesamtorganismus erfassend reagieren kann. Die  flüssig-kristalline Wasserstruktur  dient als Energie- und Informationsspeicher, sie ist eine sogenannte Engrammierung – eine dauerhafter Informationsspeicher     mit Langzeitgedächtnis.

Oschman verweist in seinem Buch Energiemedizin, auf ein „somatisches Gedächtnis“ auf der Festkörperebene, von dem  er meint, es sei in Körperzellen, die keine Nervenzellen sind, gespeichert. Dies sind wahrscheinlich buchstäblich Energiefelder, deren mikroskopisch kleine elektrische und magnetische Signale in neuronalen Netzwerken und Halbleiterschaltkreisen von nicht Nervenzellen überall im Körper gespeichert werden. Wenn sich dann Therapeut und Patient aufeinander einstellen und deren elektromagnetischen Rhythmen eine einzige, kollektive, kohärente Pulsation bilden, dann darf sich dieses gestaute Trauma in Form von wie auch immer gearteter Energie entladen. Da Energie Information ist, kann es sein, dass beim Behandler Spiegelneuronen zur Aktivierung kommen und der Osteopath das Trauma in welcher Form auch immer, zu erkennen bekommt.

Kann bei einem Trauma die auftreffende Energie nicht abgeschwächt oder verteilt werden, dann bilden sich sog. „Energiezysten“, die sich früher oder später auf den Organismus auswirken können. So eine Zyste stellt ein Hindernis für die elektrische Leitung dar und wirkt wie ein irritierender Reiz und führt zu einer eingeschränkten Funktion des Gewebes. Diese kann Folge eines Traumas, eine Invasion von Keimen, eine physiologische Funktionsstörung aber auch ein emotionales Problem sein. Wenn das Gewebe mit Reorganisation des Fasermusters wieder weicher und dehnbarer wird, kann das manchmal eine damit verbundene Erinnerung frei setzten. Bei einer sogenannten Energiezyste wird das  Gewebe wird mit dem Stress nicht fertig.  Die Grundsubstanz speichert dies in ihrem Gedächtnis und zwar autonom und unabhängig von höheren Bahnen. Dieses Zellgedächtnis = periphere Gedächtnis = eigentlich ein Gedächtnis der Grundsubstanz

Nun ein kurzer Einblick noch zu den Memen, da auch dieses Wissen unsere therapeutische Intervention unterstützt. Meme sind erstmal nichts anderes als Informationen, oder einzelne Bewusstseinsinhalte wie Gedanken, Ideen, Glauben, Ideologien, Überzeugungen, Verhaltensmuster, Religionen, die weiter gegeben werden. Kurz gesagt gibt es fast nichts, was sich nicht als Mem bezeichnen ließe.
Meme streben nach Verbreitung und Vervielfältigung. Die Voraussetzung dafür ist, dass diese vermittelbar also kommunizierbar sind. Bei der Weitergabe sind Veränderungen möglich und der Einfluss der Umwelt kann eine Verstärkung oder Unterdrückung der weiteren Verbreitung bewirken.  Wie auch immer, dieses Thema ist extrem spannend! Es gibt ja hierzu noch andere Theorien wie z.B. die morphogenetischen Feldern des Biologen Sheldrakes. Der  britische Biologe Rupert Sheldrake prägte den Ausdruck des morphogenetischen Feldes als „formbildende Verursachung“ für die Entwicklung von Strukturen in Biologie, Chemie und Physik als auch in der Gesellschaft.

Hier begründet auch Bert Hellinger sein „wissendes Feld“, andere nennen es „holographisches Universum“ oder „holistisches Weltbild“.
Bert Hellinger(geb.1925) ist deutscher Familientherapeut, Buchautor, wurde 1952 zum Priester geweiht und wurde durch seine Familienaufstellungen bekannt. Die Idee besteht darin, dass Systeme durch unsichtbar organisierende Felder reguliert werden. Diese Felder stellen  den Bauplan für Ordnung und Verhalten dar. Diese Felder können sich unabhängig von Zeit und Raum ausbreiten und Ereignisse im Hier und Jetzt von der Vergangenheit ausgehen beeinflussen unabhängig vom örtlichen Geschehen. Sobald ein neues Feld entstanden ist wird dies durch die Wiederholungsrate stärker und umso wahrscheinlicher wird sein neuerliches Auftreten. Wenn sich etwas entwickelt, wird es wo anders wiederholt, weil es in einem Gedächtnis gespeichert ist. Auch in der anorganischen Welt wird eine neue Struktur, zum Beispiel ein Kristall, den es vorher nicht gegeben hat, gespeichert. Und wenn sich dann unter ähnlichen Bedingungen wieder ein Kristall bildet, richtet er sich nach dem Muster des früheren. Das heißt, es gibt bereits ein Gedächtnis über den früheren Kristall.

Hierzu auch eine umstrittene These des Hundertsten-Affen-Effekt: Der japanische Schneeaffe wurde mehr als 30 Jahre auf einer japanischen Insel von Wissenschaftlern beobachtet. Eines Tages warf man den Affen Süßkartoffeln zu und die Tiere begann den Geschmack derselbigen zu lieben jedoch missfiel ihnen der Sand, der dieser anhaftete. Eine junge Äffin begann  die Kartoffeln im Salzwasser zu waschen als Nebeneffekt verbesserte sich auch der Geschmack. Sie zeigte den Trick ihrer Mutter und bald darauf lernten es auch andere Jungtiere, welche es wiederum ihren Müttern zeigten. Diese kulturelle Errungenschaft wurde in der Folge von immer weiteren Affen des Stammes übernommen, wie von den Wissenschaftlern beobachtet wurde. Von 1952- 1958 lernten alle Jungtiere diese Errungenschaft und auch ihre Eltern, nur andere Erwachsene taten es nicht.

Im Herbst 1958 geschah etwas sehr Erstaunliches. Eine größere Anzahl von Schneeaffen wuschen ihre Süßkartoffeln – die genaue Anzahl ist nicht bekannt, die Anzahl wurde hypothetisch auf 99 festgelegt. Und dann geschah es, dass der hundertste Affe lernte die Süßkartoffeln zu waschen. Die zusätzliche Energie des hundertsten Affen bewirkte irgendwie einen Bewusstseins-Durchbruch. Praktisch alle Affen des Stammes wuschen nun ihre Kartoffeln bevor sie sie aßen. Darauf passierte etwas Überraschendes, wie die Wissenschaftler beobachteten. Die Gepflogenheit, die Süßkartoffeln zu waschen, sprang über das Meer. Die Affen-Kolonien auf anderen Inseln und auf dem Festland begannen ebenfalls ihre Kartoffeln zu waschen. Das heißt, wenn eine kritische Masse erreicht wird, wird die Erkenntnis Bewusstseinsbesitz von allen. (Quelle, www.transformation.net/der-hundertste-affe-effekt.) Wenn ein Verhalten mehrmals wiederholt wird, bildet sich ein festes Muster. Das wäre auch auf dieser Ebene eine Erklärung, weshalb sich in Familien bestimmte Muster und dadurch Schicksale wiederholen.

Ein wichtiger Aspekt ist auch noch die Welt der Spiegelneuronen, die uns erst Spontaneität, Kontakt, emotionales Verstehen, erstes Urgefühl des sich Verstehens, Empathie, Intuition uvam. verleihen. Spiegelzellen, die tatsächlich SPIEGELN, GEHÖREN ZU DEN WICHTIGSTEN UNTENISLIEN im Gepäck für die Reise durch das Leben. und sie arbeiten nach dem Motto Use it or lose it! Jetzt verstehen sie, je mehr man von diesen intelligenten Zellen als Reisegepäck durch Leben mitbekommen hat und auch aktiviert bekommen hat, umso leicht wird man mit dem Patienten in Resonanz gehen und ihn verstehen – nämlich auch auf einer unbewussten Ebene! Wir erhalten am Patienten nur die Resonanzphänomen, die wir bereits als neuronale Kopie in unserem eigenen Gehirn angelegt haben ( Spiegelneuronen). Nur wenn ich selbst die Erfahrung, gemacht habe, ob selbst erlebt, beobachtet, gehört, gespürt, kann ich in Resonanz mit dem Gewebe des Patienten gehen, spüren, verstehen, den Vorgang beobachten und befreien. Dies alles erfordert viel Achtsamkeit und Respekt dem Patienten gegenüber.

Welcher der oben angeführten Behauptungen, Thesen auch immer ausschlaggebend sein mögen, ist für unsere Arbeit irrelevant. Wir können uns aber auf eine intuitive Ebene einklinken, wenn wir selbst mit uns, unserer Midline und dem  allwissenden kollektiven Bewusstsein in Verbindung stehen. Dazu erfordert es jedoch ein wenig Übung, viele Wiederholungsraten und einen offenen Geist.

Übungsteil:

Richtig atmen

Energietanken

Baumübung

Vulkanübung

„Wir würden gar vieles besser erkennen, wenn wir es nicht zu genau erkennen wollten“, wusste schon Johann Wolfgang von Goethe.