INTERVIEW: „Mit der Anerkennung der Osteopathie haben wir wesentliche Ziele erreicht“

01.03.18

Seit Kurzem gehört die Osteopathie in Italien zu den anerkannten Gesundheitsberufen. Erst Ende letzten Jahres hatte das Parlament in Rom eine entsprechende Regelung verabschiedet. Harte Arbeit und viel Argumentation waren notwendig, bis es soweit war. Über diesen Erfolg sprechen wir mit Paola Sciomachen, Präsidentin des Registers der Osteopathen in Italien (ROI). Sie war federführend daran beteiligt, die Anerkennung für die Osteopathie zu erreichen.

ROI-Präsidentin Sciomachen im Interview

Paola Sciomachen ist Präsidentin des Register für Osteopathen in Italien (ROI) und hat erfolgreich für die berufliche Anerkennung gekämpft.

Wie beurteilen Sie das Gesetz?

Unsere Mitglieder und wir haben die Verabschiedung mit großer Begeisterung aufgenommen. Wir begrüßen das Gesetz sehr. Es definiert die Osteopathie ausdrücklich nicht als Teil der Physiotherapie, sondern erkennt Osteopathie als Gesundheitsberuf an. Als Verband konnte der ROI für seine Mitglieder damit die wichtigsten Ziele erreichen.

Was waren aus Ihrer Sicht die entscheidenden Meilensteine?

Es war ein hartes Stück Arbeit. Das umfangreiche Verfahren zur Genehmigung des Gesetzes hat insgesamt drei Jahre gedauert. Entscheidend im Verlauf der Arbeit waren sicher die vielfältigen Aktionen und koordinierten Initiativen unserer Mitglieder und unserer Gremien. Auch unsere Kommunikationsagentur und unsere Politikberater haben wichtige Arbeit geleistet. Nicht zu vergessen ist zudem die enge Zusammenarbeit mit den Verbänden aus anderen Ländern. Das gilt insbesondere mit Blick auf die Umsetzung der CEN-Normen.

Welche Rolle haben etwa Ärzte und andere Verbände gespielt?

Die führenden Vertreter der Physiotherapeuten standen im Gegensatz zu unseren Bestrebungen. Der Hauptverband hat entsprechend den Prozess begleitet. Von Seiten der Ärzte gab es im Verlauf keine nennenswerte Gegenwehr – und das ist bis heute so.

Was waren die häufigsten Fragen und Kritikpunkte?

Zunächst stand die Anerkennung als eigenständiger Gesundheitsberuf im Fokus der Kritik. In Frage gestellt wurden nachfolgend die Anerkennung der Ausbildung sowie die Erlangung gleichwertiger Abschlüsse. Dank des Gesetzes, arbeiten wir nun in diesen Monaten daran, diese Punkte zu klären und gute Regelungen zu finden.

Was waren die entscheidenden Argumente für den Erfolg?

Für den Erfolg unserer Arbeit war schlussendlich die positive Stimmung in der Bevölkerung und die positive Stimmung bei immer mehr Politikern ausschlaggebend. Ein wichtiger Grund für dieses günstige Klima war das erfolgreiche Wirken von Osteopathen und osteopathischen Institutionen in den letzten 30 Jahren. Darauf konnten wir nun aufbauen.

Welche Schritte werden nun folgen?

Ein wesentlicher Schritt wird die Definition der Kernkompetenzen sein, die Osteopathen haben müssen. Wir müssen zudem klären, wie das Kern-Curriculum für die Ausbildung aussehen soll. Dann steht die genaue Beschreibung des Universitätsstudiums an. Ein anderer Punkt ist die Anerkennung gleicher Abschlüsse sowie die Definition der integrativen Berufsausbildung. Sie sehen, mit dem Gesetz geht die Arbeit jetzt erst eigentlich richtig los.